von Cornelia Hüsser • 30.01.2024
Verlag: Hanser
160 Seiten • Hardcover
Erscheinungstermin: 29.01.2024
ISBN: : 978-3-446-27941-4
Ein Autor schreibt einen Roman darüber, wie er seinen ersten Roman schreibt. Und macht damit eine Liebeserklärung an die Literatur – und an das Leben selbst.
Es sind die neunziger Jahre. Alex Capus kauft sich ein kleines Haus an einem sonnigen Hang im Piemont. Dort verbringt er den Sommer mit seiner Freundin, lädt Freunde ein und verbringt gesellige Abende. Dort sucht aber auch die Abgeschiedenheit, um an seinem ersten Roman zu schreiben. Das Dorf liegt auf der anderen Seite eines Bachs; in den Häusern ist es zunächst dunkel, die Bewohner verstecken sich, beobachten den Fremden aus sicherer Distanz.
Die Annäherung geschieht an einem Lieblingsort von Capus: in einer Bar. Es ist die Bar von Pierluigi, in der er sich mit einer Handvoll Männern aus dem Ort anfreundet. Hier wird getrunken und philosophiert, geschimpft und gerätselt. Zwischen den Ausflügen in die Zivilisation zieht sich Capus in sein Haus zurück und schreibt.
Auch Schriftstellerinnen und Schriftsteller können nur erzählen, was sie in sich haben. Deshalb schreiben wir im Grunde immer das Gleiche.
«Das kleine Haus am Sonnenhang» ist aber mehr als eine Erinnerung an diese Zeit und an die Geschehnisse im Dorf. In vielen kurzen Kapiteln reflektiert Capus insbesondere das Wesen des Autors: Weshalb drängt es Menschen, Geschichten zu erzählen? Hat jede Autorin, jeder Autor ein grosses, stets wiederkehrendes Thema? Und haben sie tatsächlich alle einen an der Waffel – wenigstens ein kleines bisschen?
Ja, möchte man sagen, wenn man sich die leichteren Kapitel in diesem Buch anschaut. Denn nicht nur über das Schreiben wird nachgedacht, sondern auch über scheinbar simple Dinge wie das initiale Erregungsniveau beim Pizzaessen den Zigarettenkonsum in den Neunzigern, der jedem Nichtraucher beim Betreten eines Lokals unverzüglich die Tränen in die Augen trieb. Ja, vielleicht haben Schriftsteller nicht alle Tassen im Schrank – und das ist, zumindest in diesem spezifischen Fall, gut so, weil sympathisch.
Pizza mit Ziegenkäse, Erdbeeren und Nektarinen.
Er denkt über Simenon und Proust nach, über das Leben, Zufriedenheit und den Einklang mit sich selbst und der Welt. Capus ist einmal mehr eine gute Mischung aus ernsten Gedanken, leichtfüssigem Humor und gerade genug Handlung gelungen, um den Roman voranzutreiben. Das Resultat ist ein kurzes, unterhaltsames Buch mit Tiefgang und macht Lust, auch ältere Werke des Autors (wieder) zu entdecken.