Anja Nunyola Glover: Was ich dir nicht sage

von Selina Milena Urech • 26.02.2025

Verlag: BoD – Books on Demand
298 Seiten • Softcover
Erscheinungstermin: 07.12.2024
ISBN: 978-3-7693-0753-5

Im Buch «Was ich dir nicht sage» verwebt die Autorin Anja Nunyola Glover fundierte Recherche mit ihren eigenen Erfahrungen mit Rassismus. So eröffnet Sie den Leser:innen eine neue Perspektive und schärft den Blick für die oft unsichtbaren Mechanismen von Rassismus.

Anja Nunyola Glover beschreibt im Buch, wie Rassismus oft auch von denen weitergetragen wird, die es «ja nur gut meinen» und es nicht besser wissen wollen – in Medienhäusern, Schulen, im Internet und sogar in Freundschaften. Das Buch gibt keine einfachen Antworten, sondern fordert die Leserschaft auf, sich selbst zu reflektieren, eigene Denkmuster zu hinterfragen und aktiv an der Veränderung mitzuwirken. Die Verantwortung bleibt dabei bei den Lesenden. Ein bewusster Entscheid, erklärt Glover gegenüber Phosphor: «Das Buch macht die Arbeit, die ich sonst bei Gesprächsrunden wie beispielsweise im Fernsehen mache. Nur muss ich durch dieses Buch nicht auch noch das Gefäss sein, dass die ausgelösten Gefühle einfängt.»

Denn das Buch löst einiges aus – das zeigt sich auch an den Reaktionen, die Glover erhält. «Ich machte mich auf einen Shitstorm gefasst», erklärt die Autorin. In der Auseinandersetzung mit den eigenen Erfahrungen und den gesellschaftlichen Strukturen fordert das Buch eine tiefe emotionale Verarbeitung. Glover schreibt dabei mit einer Klarheit und Direktheit, die es schmerzlich macht und doch auf eine Art befreiend wirkt. Dabei hat die Autorin bewusst entschieden, die Lesenden im Buch per Du anzusprechen. «Dieser Entscheid war auch nicht verhandelbar. Das ‹Du› macht das Buch aus», hält die Autorin fest.

 

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Der von Glover erwartete Shitstorm bleibt aber aus. Das Gegenteil geschieht: Das Buch wird ein Bestseller. «Ich bin gerührt, aber auch überrascht, von wem positive Rückmeldung kommen», sagt Glover. Ihr Buch berühre nicht nur Rassismusbetroffene oder Aktivist:innen, sondern auch «alte weisse Männer», fügt die Autorin an. Gerade von der älteren Generation erhält die Autorin viele positive Rückmeldungen.

Ein Erfolg, der Hoffnung bringt

Kaum zu glauben, dass dieses Buch ursprünglich ohne Verlag veröffentlicht wurde. Eine der Begründungen eines Verlags war, dass sie erst kürzlich ein Buch einer Schwarzen Frau veröffentlicht hätten. Allein die Erzählungen über Glovers Kampf, das Buch zu publizieren, zeigt, wie tief verwurzelt der Rassismus in unserer Gesellschaft ist.

Auf die Frage, ob ihr dieser Erfolg recht gibt, sagt sie: «Ja, zum einen. Es gibt mir aber vor allem Hoffnung.» Es sei ein Zeichen dafür, wie sehr die Schweiz – und Menschen über die Landesgrenzen hinaus – dieses Buch gebraucht habe, aber: «Ich habe die Diskussion mit dem Buch nicht entfacht. Die gibt es schon lange und es ist wichtig, sich der Vorarbeit meiner Vor- und Mitkämpfer:innen bewusst zu sein», hält die Autorin fest.

Fazit: Ein Buch, das die dringend notwendige Auseinandersetzung mit Rassismus fordert

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Buch «Was ich dir nicht sage» ein unverzichtbares Werk für alle ist, die sich ernsthaft mit dem Thema Rassismus auseinandersetzen wollen. Glovers Buch zeigt uns, dass nur, weil wir Rassismus nicht sehen (wollen), er dennoch existiert. Unsere Gesellschaft entschied sich, das Licht auszuschalten, um den Rassismus nicht sehen zu müssen. Anja Nunyola Glover knipst es für uns wieder an – und macht sichtbar, was wir sonst so gern verdrängen.