Anna Sommer: Tinte

Aus der Zweidimensionalität wird eine ungeahnte Tiefe, die eigenen Wünsche erhalten eine poetische Wirkung: «Tinte» ist eine grafische Erzählung ohne Worte, in ganzseitigen Bildern von Anna Sommer entwickelt. Eine ruhige und künstlerisch hochwertige Geschichte, die Traditionen und unterschiedliche Formen zusammenbringt.

Eine Graphic Novel ist es nicht, auch kein Bilderbuch. «Tinte» ist die kunstvolle Auslegung der Papierschnitte, von Anna Sommer und der Edition Moderne zu einem wunderbaren Buch gestaltet. Humor, Tragik und Selbstermächtigung als emotionale Antriebe, die wunderbar zugeschnittenen Blätter als Spielfläche und Formwerdung der Ideen – ein sehr überzeugendes Ergebnis.

 

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Wir begleiten eine Person dabei, die versucht, sich Augen aufzumalen. Bevor das gelingt, trinkt allerdings ein frecher Affe alle Tinte und so wird die Hauptfigur gezwungen, sich mit bloss einem Auge durch die Welt zu bewegen. Immer auf der Suche nach einer Möglichkeit, das Sichtfeld zu vervollständigen und diesen Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen.

Inspiriert von der japanischen Sage um den buddhistischen Mönch Daruma, hat Anna Sommer ein Buch gestaltet, das uns auf eine abenteuerliche Reise mitnimmt. Grosse Farbflächen und feine Details, ausgeschnitten und geschichtet; jede Seite verzaubert mit ideenreichen Kompositionen und gestalterischem Geschick. Die gesuchte «Tinte» findet sich als Möglichkeit und Sehnsucht auf den Seiten.

Die Form und Umsetzung machen das neue Buch von Anna Sommer zu einem ungewohnten und betörenden Leseerlebnis, das sogar im eklektischen Katalog der Edition Moderne einen Sonderplatz innehält. Zu gerne harrt man beim Blättern aus und geniesst die Momente komplett ohne Dialoge und Geräusche.

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