Anna Stern: blau der wind, schwarz die nacht.

Zuerst ist es verwirrend, dann emotional intensiv. Dieser Satz trifft sowohl auf das Leben wie das Buch «blau der wind, schwarz die nacht.» zu. Die Schweizer Autorin Anna Stern legt mit dem Roman einen vielseitigen Blick auf zwischenmenschliche Probleme und Momente vor und bricht zugleich mit dem gewohnten Format.

Von der Ärztin Hannah über ihren Ex-Mann Lukas zur Patientin Alva: Jedes Kapitel bietet eine andere Perspektive, ein neues Schicksal. In der Ich-Erzählung geschildert, lassen uns die Figuren an ihren Gedankengängen und Situationen teilhaben. Zweifel sind an der Tagesordnung, schwierige Beziehungen zwischen Freund:innen und Paaren nehmen den Raum ein.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von lectorbooks Verlag (@lectorbooks)

Aber nicht nur das, die Textfragmente von Alva hinterfragen die Position des Menschen im grossen Ganzen und die Verbindungen, welche wir alle zueinander und der Umwelt aufweisen. Ein Netz aus Gefühlen, Figuren und Überlegungen entsteht, verästelt und ohne einfachen Ausgang.

Das macht uns Anna Stern in ihrem Roman nicht von Anfang an klar, sondern lässt «blau der wind, schwarz die nacht» langsam anwachsen. Die einzelnen Kapitel können für sich gelesen werden, zusammen bilden die Charaktere einen lebendigen und gefühlvollen Kosmos. Momente der Schwäche, des Ausstiegs und der Hoffnung finden in den wunderbar geschriebenen Sätzen zusammen.

Der Roman ist dank der ungewohnten Form und dem vielseitigen Inhalt bis zum Schluss überraschend und will keine moralisierende Position beziehen, sondern lässt vieles zur Interpretation offen. Das funktionierte bei «das alles hier, jetzt» fantastisch und gelingt der Schriftstellerin erneut. Mit einer lebensnahen Qualität, mit einem Buch, das unser Dasein in ausgewählte Worte fasst.

Leserei