Cheon Seon-Ran: Tausend Arten von Blau

Was bedeuten Glück und Liebe? Yeonjae kann diese Frage nicht wirklich beantworten und fühlt sich in ihrem Dasein zwischen Schulalltag, Mitarbeit im Familienrestaurant und Aussenseiterin gefangen. Als sie bei der Pferderennbahn den zur Verschrottung freigegebenen Roboter-Jockey Koli entdeckt, ergeben sich neue Möglichkeiten des Auswegs aus den Zweifeln.

Gemeinsam mit ihrer im Rollstuhl befindlichen Schwester Eunhye, der Mutter Bohyeong und weiteren Frauen entdeckt Yeonjae nicht nur die Wahrheiten hinter den tierfeindlichen Rennen, sondern neue Perspektiven für das Leben. Doch können sie gemeinsam die Trauer und erdrückende Last der Vergangenheit überwinden?

 

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Mit ihrem Roman «Tausend Arten von Blau» gewann die junge Autorin Cheon Seon-Ran den Korea Science Fiction Award. Eine grosse Ehre, die vor der Lektüre falsche Erwartungen generieren könnte. Denn die Erzählung um Koli ist keine Geschichte voller Effekte und Raumschiffe, sondern ein Drama, in dem Menschlichkeit und Emotionen wichtiger sind als technische Erklärungen. Soft Science-Fiction, die innere Empfindungen und unsere gegenseitige Wahrnehmung und das Verständnis für Mitmenschen thematisiert.

Dadurch, dass Seon-Ran ihren Roboter die Moral entdecken lässt und die Figuren realistisch zeichnet, ist die Geschichte stark nachvollziehbar. Eine weiblich-kritische Sicht auf das kapitalistisch gesteuerte Leben Koreas, klare Worte gegen unseren destruktiven Umgang mit der Tierwelt. Schade nur, wirkt die Sprache stellenweise zu einfach, was eventuell an der Übersetzung liegen könnte.

Das Leben im Prekariat, Schicksale, die sich wie Kabel umschlingen und eine vielfältige Perspektive mehrerer Generationen: «Tausend Arten von Blau» ist eine berührend erzählte und geschickt konstruierte Geschichte. Cheon Seon-Ran ist eine Autorin, die Science-Fiction als Kritik der Gegenwart nutzt und selten gehörte Stimmen Raum gibt.

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