Christiane Haas: Im ewigen Kreis

von Michael Bohli • 14.05.2023

Verlag: Avant-Verlag
144 Seiten · Softcover
Erscheinungstermin: 02.03.2023
ISBN: 978-3-96445-092-0

Was ist absurder als der Alltag? Nichts. Das beweist Christiane Hass mit ihren Pointen und kleinen Skizzen im Buch «Im ewigen Kreis». Zeichnungen und Texte zum Lachen und Nachdenken.

Entstanden zwischen Pandemie-Wirrungen, Familienzuwachs und dem Job als Illustratorin beweist Christiane Haas einen wachen Blick auf ihre Umgebung und Mitmenschen. Mit Bleistift, Filzer und Farben hat sie Momente verewigt, in denen die Welt kurz aufbracht und Absurditäten durchscheinen liess. Das kann positiv, skurril oder nachdenklich wirken.

«Im ewigen Kreis» ist keine Geschichte, kein Graphic Novel, sondern eine Sammlung. Haas hat Zeichnungen zusammengestellt, die in kurzer Zeit oder mit grösserem Aufwand entstanden sind. Pointiert geben auf diesen Seiten wieder, was die Autorin selbst erleben durfte – oder teilweise auch musste.

Besonders oft wird die Mutterschaft zum Zentrum der Episoden, wenn etwa Menschen in Leipzig ungefragt Verhaltensweisen kommentieren, und enerviert Tipps abgeben, wie man das Kind besser erziehen könne. Logischerweise stammen diese Aussagen oft von Männern, denn gegenüber einer Mutter wissen diese halt besser, wie mit Kleinkindern umzugehen ist.

Christiane Haas tappt aber nicht in die Falle der plumpen Kritik, sondern lässt mit ihrem Strich die moralischen Gefahren und Fehltritte klar sichtbar werden. Humor als Verteidigung und Stärkung, als Lupe und Möglichkeit, über Tabuthemen zu schreiben und zeichnen. Das Cover von «Im ewigen Kreis» stellt das klar, mit der ungeschönten Darstellung einer erfrischenden Dusche.

Intimität, Liebe, Technik, Arbeit, Hoffnungen, Wut und Träumereien – alles hat seinen Platz bei Haas. Viel zu schnell liest man sich durch die Seiten und landet am Schluss des Buches. Unterwegs gibt es laute Lacher, Motive, die sofort rumgezeigt werden möchten und perfekt eingefangene Szenen. Mit lockerem Strich, ohne Ballast oder erdrückendem Überbau. Wie bei ihrem Debütwerk «Ich bin etwas komplett Neues – Eine Sammlung von Dingen die mich fanden» also.

Es bleibt zu hoffen, dass Christiane Haas von Leipzig aus noch lange ihre Umwelt im Blick behalten und auf Papier festhalten wird. Die Arbeiten der Gründerin des Riso-Clubs, einer offenen Risographie-Druckwerkstatt, sind einfach zu gut.