Deborah Lara Schaefer: Libido Lucid

von Michael Bohli • 17.06.2023

Verlag: Label Rapace
140 Seiten • Hardcover
Erscheinungstermin: 07.03.2023
ISBN: 978-2-940695-13-3

Aus Träume werden Gedanken, aus Gedanken werden Texte. Deborah Lara Schaefer hat eine Vielzahl an merkwürdigen Einfällen im zweisprachigen Buch «Libido Lucid» vermengt.

Ein Buch, inspiriert durch Träume – hatten wir das nicht erst (Klick)? Deborah Lara Schaefer kritzelte für «Libido Lucid» aber nicht rum, sondern verfasste kurze Geschichten, die mit absurden und surrealen Gegebenheiten spielen. Wenige Sätze oder einzelne Wörter bilden Situationen, Gedanken und Emotionen, die Geschehnisse sind unberechenbar.

Unterteilt in Häppchen aus wenigen Seiten, werden die verrückt-amüsanten Schilderungen portioniert, um keine Überforderung zu verursachen. Das macht Sinn, kann man sich das Buch über mehrere Tage verteilt in passenden Momenten zu Gemüte führen und eigene Zusammenhänge aufbauen.

Deborah Lara Schaefer spielt nicht bloss mit der Willkür, in ihren Texten trifft man wiederholt auf Schwestern (jüngere oder ältere und erfolgreiche), auf Liebeleien mit Micro-Dosing-Designer und familiäre Eigenheiten, die sich in soziopolitischen Möglichkeiten verknoten. Die reale Welt der Schriftstellerin aus Ins wird nicht ausgegrenzt; DJ Bobo, Julia Kristeva oder sogar Donald Trump sind Bestandteile des Buchs.

Hinter der in Indien handgemachten und schön gebundenen Erscheinung, herausgegeben von Augustin Rebetez, lauern wilde Geschehnisse, romantische Hoffnungen und abenteuerliche Unterfangungen. Zweisprachig, Schaefer hat alle Texte in Deutsch und Französisch verfasst. Ein wildes Springen zwischen den Buchteilen ist erlaubt, das Herausfordern der eigenen Sprachkenntnisse verhilft zu neuen Ebenen.

Wenn gewisse Wörter nicht verstanden werden, trägt dies zur traumartigen Atmosphäre des Buches bei, lässt den Surrealismus stärker wirken und zeigt die Welt facettenreich. Und vielleicht kurbelt das Erlebnis deine eigene Libido an, leicht durchgeknallt und immer liebenswürdig – wie «Libido Lucid» selbst.