von Michael Bohli • 18.01.2024
Verlag: Edition Clandestin
128 Seiten • Softcover
Erscheinungstermin: 20.12.2023
ISBN: 978-3-907262-47-4
Bleistiftskizzen und knappe Texte verbinden sich bei «Aber schwul bin ich immer noch» von Dimitri Grünig zu einem aufwühlenden Erfahrungsbericht über Konversionstherapien in der Schweiz.
Meist begegnet man der Praxis in US-amerikanischen Spielfilmen, wie etwa in «But I’m a Cheerleader» (Jamie Babbit, 1999) oder «The Miseducation of Cameron Post» (Desiree Akhavan, 2018). Sehr wohl aber existieren Konversionstherapien auch in der Schweiz, und das bis heute. Die Kurse bieten Programme an, die Menschen von ihrer Homosexualität heilen sollen und sorgen damit für Hass und Leid.
Das Sachbuch «Aber schwul bin ich immer noch» behandelt reelle Erfahrungen, die Menschen hierzulande in solchen Therapien erleben mussten. Aus Interviews hat Dimitri Grünig Texte herausgearbeitet, die knapp und universal mit grosser Emotionalität wirken. Personen erzählen von ihren Konfrontationen mit Mitmenschen, Religion und der Familie, hadern mit ihrem Glauben und der eigenen Existenz.
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Das Spannungsfeld zwischen Religion und Sexualität, im Verbund mit den schädlichen Lügen der Konversion, brechen viele auseinander, ohne, dass sich ein Grossteil der Politik in der Schweiz für mehr Akzeptanz und Schutz von Homosexuellen einsetzen würde.
Das ruhige Buch ist eine kräftige Aussage und Dimitri Grünig ergänzt die Texte mit Bleistiftzeichnungen. Die Scheinheiligkeit der ländlichen Umgebung des Kanton Bern wird mit der darin lauernden Dunkelheit aufgeladen. Die Skizzen machen die beschriebenen Erlebnisse noch greifbarer, das Skizzenbuch-Design von «Aber schwul bin ich immer noch» vollendet die Erfahrung.
Wer in unterdrückenden und missionarischen Kreisen aufwächst, hat ein schwieriges Leben. Der in Bern lebende Illustrator Grünig bietet Einblick und Diskussionsmaterial. Ergänzend enthält das Sachbuch ein Glossar, ein einführendes interview und ein Nachwort.