Donny Cates, Ryan Stegman: Vanish 1

von Michael Bohli • 24.02.2024

Verlag: Skinless Crow
112 Seiten • Softcover
Erscheinungstermin: 06.02.2024
ISBN: 978-3-03963-020-2

Habt ihr in den Neunzigerjahren Comics gelesen? Dann ist «Vanish» von Donny Cates und Ryan Stegman eine Serie für euch. Den ersten Band gibt es jetzt bei Skinless Crow.

Falls ihr wie ich, in den Neunzigerjahren mit Comics sozialisiert wurdet, werdet ihr ab dem Cover von «Vanish» erstaunt sein. Eine neue Serie, die aussieht, wie im Jahr 1995 veröffentlicht? Deren Cover an «Darkness», «Spawn» und weitere düstere Antihelden-Serien aus der Zeit erinnert? Warum auch nicht, haben sich Donny Cates und Ryan Stegman gedacht.

Die Künstler, welche hinter Serien wie «Venom», «King In Black» oder «Crossover» stehen, bringen in «Vanish» alte Tugenden und postmoderne Erzählstrukturen zusammen. Der erste Sammelband liefert in vier Heften massig Kloppereien, eine überladene Story und Artwork mit Körperformen, die realistische Vorstellungen über Bord geworfen haben.

 

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Was «Vanish» ausmacht ist das selbstbewusste Spiel mit den Klischees solcher Serien und unseren Erwartungen an die Handlung. Cates mischt dreckige Superhelden-Action mit Zauberei, lässt die Hauptfigur Oliver Harrison zuerst als kaputten Typen, dann als Helden und schliesslich als Wahnsinnigen das Abenteuer erleben. Was real ist, bleibt unsicher.

Denn nicht nur scheint die Herkunftsgeschichte der Hauptfigur abgehoben, sein Hass auf das neue Superheldenteam Prestige lässt sich nicht mit deren Auftritt zusammenbringen. Begleitet man bei «Vanish» etwa den Bösewicht?

Am Ende des ersten Bands sind all diese Fragen offen, viel Entwicklung und Gehalt bieten die Macher mit ihrem Serienstart nicht. Das detailreiche und kantige Artwort überzeugt mit Farben und Effekten, bindet Soundwörter gross ein und liefert nostalgische Vibes. Wirklich zwingend ist das blutige Geschehen aber nicht, trotz einigen Überraschungen.