von Michael Bohli • 15.01.2024
Verlag: Park Books
502 Seiten • Softcover
Erscheinungstermin: 23.11.2023
ISBN: 978-3-03860-085-5
Obwohl das Buch «Stadtfabrik» eine Monografie des Architekturbüros EM2N darstellt, geht der Inhalt über die Gebäude hinaus. Entwicklung, Raumplanung und Diversität sind hier zentral.
Ein Gebäude zu planen und bauen ist ein hochkomplexes Unterfangen, kann aber auf relativ simple Weise gelöst werden. Nämlich, in dem weder die Umgebung noch die zukünftigen Eventualitäten berücksichtigt werden. Für das Architekturbüro EM2N kommt solches Handeln nicht in Frage.
Umbau, Wiederverwendung, neue Nutzung, gegenseitige Beeinflussung und Gestaltungen für eine belebte Zukunft: «Stadtfabrik», wie das Buch heisst, zeigt die leitenden Gedanken des Zürcher Büros in beeindruckender Vielfalt. Nebst einzelnen Bauprojekten werden Prozesse, Visionen, raumplanerische Historien und gesellschaftliche Themen eingebracht. Der Koloss der ehemaligen Toni-Molkerei dient als Aufhänger für diverse Unterthemen, dazwischen gibt es Bildstrecken, Essays und Zeichnungen zum Entdecken.
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Das grossformatige Buch wird zum «Plädoyer für eine Stadt des toleranten Nebeneinanders» und zeigt hervorragend auf, wie die Architektur von EM2N nicht nur in unterschiedlichen Dimensionierungen funktioniert, sondern kein Kind der Gegenwart ist. Geschickt werden vergangene Entwicklungen mit zukünftigen Möglichkeiten kombiniert. Ein umsichtiges Denken, das den vielseitigen Wandel eines städtischen Ballungszentrums inkorporiert.
Durch die gelungene Gestaltung des Buches, welche Reflektionen zulässt und vielen Plänen, Grafiken und Fotografien Platz bietet, wird die Architektur von EM2N erfahrbar gemacht und das eigene Verständnis von Raum und Zusammenleben hinterfragt. Fasziniert wird «Stadtfabrik» durchblättert, um die neuen Erkenntnisse bestenfalls in der Realität anzuwenden.
Ein kleiner Wehmutstropfen bleibt: Dass ein Buch mit dem Untertitel «Plädoyer für eine Stadt des toleranten Nebeneinanders» aus «Gründen der Lesbarkeit» das generische Maskulinum einsetzt und im Anhang bloss von Mitarbeitern spricht, ist nicht zeitgemäss. Da wäre bei der langjährigen Buchentwicklung bestimmt mehr Feingefühl möglich gewesen.