von Michael Bohli • 12.05.2023
Verlag: Carlsen Comics
160 Seiten · Hardcover
Erscheinungstermin: 28.03.2023
ISBN: 978-3-551-79665-3
Schauspielerin Emilia Clarke hat mit dem ersten Band von «M.O.M.: Mother Of Madness» ihr Debüt als Comicautorin vorgelegt und bietet freche, konfrontative und für Gleichberechtigung einstehende Unterhaltung
Triggerwarnung: Gewalt, Sexismus, Suizid, Misogynie.
Alleinerziehende Mütter werden gerne als Heldinnen betitelt um die Missstände in der Gesellschaft totzuschweigen. Bei Maya stimmt die Bezeichnung, man kann bei ihr sogar von einer Superheldin sprechen. Denn die «Mother Of Madness» bringt nicht nur Erziehung, Labor-Job und Selbstermächtigung in den Tagen unter, sondern profitiert von Kräften, die durch ihre Emotionen und Hormone ausgelöst werden.
Heilende Wirkung bei Traurigkeit, Superstärke bei einem Wutanfall, unendliche Dehnbarkeit im Glück und einmal im Monat «der Höhepunkt»: Ihr Körper hat aus den Gefühlen und dem weiblichen Periodenzyklus Vorteile geschaffen, die medizinischen Versuche in der Kindheit gingen gut aus.
Starke Voraussetzungen, um mit dem patriarchalen System zu brechen, wären da nicht bloss die zwielichtigen Agenten, die ihr auflauern. Diese gehören scheinbar zu einer Organisation, die Menschenhandel betreibt und sich als Sekte positioniert. Nie hat man seine Ruhe.
Zum ersten Mal gibt sich Schauspielerin Emilia Clarke mit «M.O.M.: Mother Of Madness» als Comic-Autorin. Ein unerwarteter, aber logischer Schritt, zeigte sie sich als offenherzige Aktivistin, welche jungen Frauen Mut macht. Genau das will der Comic: Aufzeigen, dass man als junge Person in diesen schwierigen Zeiten nicht allein ist, dass die herrschende Ordnung nicht hingenommen werden muss.
Kaskadenhaft die Dialogzeilen auf den Comicseiten, die vierte Wand wird gleich im ersten Panel niedergerissen und die Zeitlinie durcheinandergewirbelt. Maya führt als rasante Erzählerin durch den Band und ihr Leben, als bissige Kommentatorin und wache Zeitgenossin. Clarke hat die Geschichte gemeinsam mit Comicautorin Marguerite Bennett verfasst und das Duo behandelt darin viele Aspekte der soziopolitischen Gegebenheiten.
Die bunten und energiereichen, am amerikanischen Stil angelehnten Zeichnungen von Leila Leiz nehmen diese Inhalte und nutzen oft eine Doppelseite für Rückblenden, Konfrontationen oder emotionale Momente. Dadurch ist der Comic sehr ansprechend und wirkt auf allen Ebenen modern, selbstreferenzielle Kommentare und Meta-Gedanken sprengen alle Gewohnheiten.
Die Cleverness steht dem Comic manchmal im Weg, will die eigentliche Geschichte selten Fahrt aufnehmen und der gesamte Band wirkt bloss wie ein verschachteltes Intro. So als ob Emilia Clarke zu viele Ideen und kritische Bemerkungen unterbringen wollte. Mutig, frisch und modern ist «M.O.M.: Mother Of Madness» auf jeden Fall und ich hoffe, dass die Reihe bald weitergeführt wird.