Film-Konzepte 66: Andrea Arnold

von Michael Bohli • 27.09.2023

Verlag: Edition Text + Kritik
96 Seiten • Softcover
Erscheinungstermin: 01.06.2023
ISBN: 978-3-96707-691-2

Andrea Arnold beschäftigt sich in ihren Filmen mit Schicksalen aus den unteren Gesellschaftsschichten. Das 66. Heft der Reihe «Film-Konzepte» untersucht die Inhalte und Umsetzung der Regisseurin.

Da sich die Filmemacherin selbst zurückhält und zu ihrer Arbeitsweise und den Absichten in den Filmen selten Aussagen macht, bleibt die Bewertung den Zuschauer:innen überlassen und erzwingt eine offene Sichtweise. Bei den Produktionen von Andrea Arnold sind die gewohnten Schubladen des Kritikdenkens unbrauchbar, die Perspektive muss menschlich umfassend werden.

Das zeigen die Essays und Textbeiträge in der 66. Ausgabe der Reihe «Film-Konzepte», wenn auch die notwendige Distanz zu Schlagwörtern wie Sozialkritik und Arthouse-Kino nicht immer eingehalten werden kann. Zu stark sind wir uns gewohnt, Spielfilme nach Mustern und gewohnten Aussagen abzusuchen. «Wasp», «Fish Tank» und «American Honey» gehen darin allerdings nicht auf.

Humanistisch und gefühlvoll untersucht Andrea Arnold seit Beginn ihrer Karriere das Leben von Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen, meist richtet die Regisseurin aus England ihren Fokus auf Personen aus den unteren Gesellschaftsschichten. Ohne eine wertende Position einzunehmen und sich im Misery-Porn zu verlieren ist das ungewohnt frisch.

Der Sozialrealismus wird von der voreingenommenen Erzählung gelöst, das Heft der «Film-Konzepte» geht diesem Grundsatz auf die Spur. Von «Dog» über «Red Road» zu «Cow» wird das Schaffen behandelt, ein ergänzender Text zur Haltung und öffentlichen Arbeit von Andrea Arnold vollendet das Bild.

Die Inhalte sind interessant zu lesen und wurden mit einzelnen Szenenbildern ergänzt, die Ausgabe der Reihe macht Lust, sich intensiv mit Arnolds Schaffen auseinanderzusetzen. Perfekt wäre es, nebst der Lektüre ein Box-Set mit ihren Kurz- und Langfilmen im Regal zu haben. Vielleicht wagt sich ein Label einmal an dieses Projekt.

Herausgegeben von Kristina Köhler, Fabienne Liptay und Jörg Schweinitz.