Jane Mumford: Reptil

«Magst du Comedy?» Diese Frage stellt uns das Büchlein gleich zu Beginn. Mit Ja- und Nein-Böxli zum Ankreuzen – maximal interaktiv. Ich krame nach einem Kugelschreiber und markiere ehrlich: Nein. Die Reaktion folgt prompt: «Hoppla.» Mit der Ergänzung, dass hier aber nicht «Comedy»-Comedy aus den Neunzigerjahren gemeint sei. Tja, leider wurde ich mit ebendieser sozialisiert. Aber vielleicht ist es jetzt Zeit für einen Neustart?

Jane Mumford war mir vor allem bekannt als Moderatorin, ihre Interviews fand ich immer treffend und unterhaltsam. Eine gute Gelegenheit also, zu so einem Humorbüchlein zu greifen. Der Untertitel verspricht ausserdem kaltblütigen Content. Genau mein Ding.

Und siehe da: Ich glaube, wir schwimmen auf einer Wellenlänge, Jane und ich. Sie steigt  gleich ein mit einem Wikipedia-Limbo, was ich nur zu gut kenne. Übrigens, Brot des Jahres 2024 ist das Weizenvollkornbrot. Es hat einen hohen Ballaststoffgehalt, hält darum lange satt und ist allgemein sehr schmackhaft. Was uns zum ersten von 14 Kapiteln bringt: Sucht. Es folgen (unter anderem): Schuld, Natur, Geld, Nippel usw. Ihr Fett weg kriegen (unter anderem): Musicals, die Kirche, Männer, Verschwörungstheoretiker, Echsenmenschen, Reiche. Auch die eigene Kohorte wird akribisch und entlarvend auseinandergenommen (Schweizer, Engländer, Reiche).

 

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Ein Beitrag geteilt von Jane Mumford (@jane_the_m)

Es passiert selten, eigentlich nie, dass ich ein Buch lese und dabei lache. Selbst wenn ich es witzig finde. Ich bin die Person, die mit ausdrucksloser Miene 😂-Emojis whatsappt. Aber «Reptil» hat es geschafft. Die Pointen sind schlau, der Humor hat den richtigen Grad von Fiesheit (nicht so wenig, dass ich mir den Witz dazu selbst denken muss; nicht so viel, dass es zum Rant wird). Die Themen sind aktuell und aus dem Leben gegriffen. Es ist wirklich schlicht und ergreifend lustig, dieses Buch zu lesen, und gleichzeitig regt es zum Nachdenken über das ein oder andere Thema an – was den meisten Hirnen gut tun dürfte (so auch meinem).

So wild wie der Inhalt ist übrigens auch die Gestaltung des Buches. Nebst den selbstgezeichneten Illustrationen wurden auch die Texte so gesetzt, dass man ein Gefühl für die gesprochene Version von «Reptil» bekommt. Gross, klein, unterstrichen, fett, versetzt, verschlängelt und mit themenunterstreichenden Fonts brennen sich die Wörter auf der Netzhaut ein. Freut euch auf Wingdings 2. In freier Wildbahn.

Zum Ende der Lektüre kann ich also die Einstiegsfrage – mag ich Comedy? – mit einem Ja beantworten. Wenn sie so intelligent, witzig und kreativ daherkommt, bin ich überzeugt. Und hoffe, dass nun auch ein paar von euch zum Mitlesen angeregt wurden.

Buchvernissage  «Reptil»

Freitag, 22.03.2024 • 19:30 Uhr
Literatur & Bühne, Olten
Tickets

Nächste Spieldaten «Reptil»: janemumford.ch

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