Joshua Williamson: Nailbiter 1

von Michael Bohli • 15.05.2023

Verlag: Skinless Crow
248 Seiten Hardcover
Erscheinungstermin: 03.04.2023
ISBN: 978-3-039-63006-6

Der erste Band der Reihe «Nailbiter» von Joshua Williamson und Mike Henderson ist ein blutiges, stimmungsvolles Lesevergnügen über Serienkiller. Ein Comic, der wie eine gute TV-Serie mitreisst.

Was hat dein Heimatort, deine Geburtsgemeinde hervorgebracht? Eine Studentenverbindung? Ein merkwürdiger Schnaps? Ein Wappen mit kuriosen Symbolen? Die Kleinstadt Buckaroo aus dem Staat Oregon ist krasser: 16 der schlimmsten Serienkiller, die es in den USA jemals gegeben hat, stammen von dort. Der übelste dieser Menschen war Edward Charles Warren alias Nailbiter, gefürchtet und von der Justiz freigesprochen.

Als ein FBI-Agent in der Ortschaft vermisst wird, scheint die Vergangenheit durch die Nachforschungen von Nicholas Finch geweckt zu werden. Was hat Warren mit allem zu tun? Gibt es noch weitere, bisher unentdeckte Mordfälle? Und welche Zusammenhänge bestehen zwischen den Tätern?

It’s no secret that a conscience can sometimes be a pest
It’s no secret ambition bites the nails of success
Every artist is a cannibal, every poet is a thief
All kill their inspiration and sing about the grief
– U2 «The Fly»

Blutig, düster und hart – diese Attribute passen zur Geschichte von «Nailbiter», der Comicserie von Joshua Williamson. Während 30 Einzelheften widmete sich der Autor dem fiktiven Buckaroo, 2017 wurde die Reihe beendet. Jetzt endlich darf man das gewaltvolle Treiben auch in der Schweiz lesen, der Verlag Skinless Crow veröffentlicht diese als «Murder Edition». Drei edle Hardcover mit jeweils zehn Kapitel, eine Erfahrung nahe dem Binge-Watching.

Das Tempo und die Erzählstruktur erinnern an eine Thriller-Serie, der Horror der Taten und Figuren wird plakativ dargestellt. Das gelingt dank den Zeichnungen von Mike Henderson und den Farben von Adam Guzowski sehr gut; Gesichter und Umgebungen sind detailreich, die Stimmung ist dunkel und bedrohlich. Dass in gewissen Panels die Dimensionen von Raum und Fläche nicht ganz passen, ist zu verschmerzen.

Schliesslich wird man von den Wendungen mitgerissen, das Blut fliesst regelmässig, viele Charaktere sind zwielichtig. Man spürt, dass Joshua Williamson Spass an der Geschichte hatte und den Inhalt nicht zu ernst nahm. Die Mörder:innen haben lächerliche Namen und Vorgehensweisen, Querverweise auf die Popkultur wurden eingestreut.

Nach dem ersten Band befinden sich alle Figuren in Position und am Ende spitzt sich die Lage zu. Rätsel, Gewalt und Verzweiflung – zu schnell ist «Nailbiter 1» ausgelesen. Ein Lesevergnügen, das mehr Spass macht, als viele Streamingproduktionen und hoffentlich bald mit Band 2 fortgeführt wird. Und wer weiss, vielleicht wird auch die Fortsetzung «Nailbiter Returns» in Zukunft von den Krähen herbeigetragen.