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LäsiForum: Gemeinsam Lesen im Winterhalbjahr

von Cornelia Hüsser • 21.09.2024

Bücher werden erst dann richtig spannend, wenn man sich darüber austauschen kann. Wenn du auch dieser Meinung bist, gibt es diesen Herbst ein tolles Angebot für dich: Das LäsiForum in der Leserei Zofingen. Fünf Abende, fünf Bücher, neue Bekanntschaften und ungewohnte Einsichten – mit Fokus auf osteuropäische Gegenwartsiteratur.

Gemeinsam eintauchen in die Literatur des modernen Osteuropas? Möglich macht’s die Leserei, und zwar dann, wenn wir uns sowieso am liebsten mit einem guten Buch und einer warmen Tasse Tee unter einer Kuscheldecke verkriechen (nämlich von Oktober bis März). In die kalte Welt hinauswagen muss man sich nur an fünf Abenden: Dann findet der Austausch über jeweils ein Buch statt. In entspannter Atmosphäre und unter fachkundiger Leitung von Autor und Essayist Michel Mettler darf analysiert, hinterfragt und intensiv diskutiert werden.

Wir verlosen einen LäsiForum-Pass, mit dem du an allen fünf Abenden teilnehmen kannst. Viel Glück!


Organisatorisches

Die LäsiForum-Abende unter dem Motto «Der wilde Osten. Exkursionen in ein abgedunkeltes Gebiet» finden an folgenden Daten statt:

  • 17. Oktober 2024: Christian Haller: Die verschluckte Musik (2001)
  • 28. November 2024: Aglaja Veteranyi: Warum das Kind in der Polenta kocht (1999)
  • 21. Januar 2025: Sibylle Lewitscharoff: Apostoloff (2009)
  • 27. Februar 2025: Melinda Nadj Abonji: Schildkrötensoldat (2017)
  • 27. März 2025: Olga Tokarczuk: Gesang der Fledermäuse (2009)

Zeit: 19:30 bis ca. 21:00 Uhr

Wo: Buchhandlung Leserei, Kirchplatz 14, 4800 Zofingen

Preis: CHF 160.– für fünf Abende. Wenn du an einem Datum verhindert bist, darf auch jemand anderes für dich teilnehmen. (Exkl. Bücher)

Anmeldung: Direkt in der Leserei oder per E-Mail an info@leserei.ch.


Die Bücher

Donnerstag, 17. Oktober 2024: Christian Haller – Die verschluckte Musik

Damals in Bukarest, das meint die Jahre vor und nach dem 1. Weltkrieg: Der Grossvater des Erzählers war mit Frau und Kindern nach Rumänien übersiedelt, um die Direktion einer Fabrik zu übernehmen. Endlich konnte er ein standesgemässes Leben führen in einem grossen Haus, umgeben von einem schönen Garten. Fast zwanzig Jahre nährte er die Illusion, eine bürgerliche Existenz in gesitteten Formen zu führen, während in Wien und Berlin das Europa der Zivilisation bereits zerbrach. In den 20er-Jahren dann verliert die Familie ihr rumänisches Paradies, sie muss – eine Folge der Weltwirtschaftskrise – zurück in die Schweiz. Jahrzehnte später begibt sich der Erzähler auf eine Spurensuche nach den Ursprüngen dieser Familie.

2001 • 304 Seiten • Bestellen

Donnerstag, 28. November 2024: Aglaja Veteranyi – Warum das Kind in der Polenta kocht

Das Kind einer rumänischen Artistenfamilie lebt in zwei Welten: in der farbig verklärten Heimat von Zirkus und Wohnwagen, aber auch in der harten Wirklichkeit des ständigen Fremd- und Unterwegsseins. Voller Illusionen ist die Familie den Verheissungen des Westens gefolgt, ein grosses Haus soll gekauft, die Tochter ein Filmstar werden. Dann aber kommt alles ganz anders. Mit den hellwachen Augen eines jungen Mädchens, dessen Welt durch die unmittelbare Umgebung bestimmt wird, durch die Familie und die kleinen Ereignisse des Alltags, sehen die Lesenden, wie ein Traum an den Realitäten zwischen den Kulturen zerschellt. Ein farbenfrohes Road Movie der traurig-komischen Art.

1999 • ca. 180 Seiten • Bestellen

Dienstag, 21. Januar 2025: Sibylle Lewitscharoff – Apostoloff

Zwei Schwestern, die eine auf der Rückbank, die andere auf dem Beifahrersitz, die eine kampfeslustig, die andere nachsichtig: Sie sind unterwegs im heutigen Bulgarien. Auf der ersten Hälfte ihrer Reise waren sie Teil eines prächtigen Limousinenkonvois, der die Leichen von neunzehn Exilbulgaren in ihre alte Heimat überführte, darunter der frühverstorbene Vater der Schwestern. Jetzt sind sie Touristinnen, chauffiert vom langmütigen Rumen Apostoloff. Er möchte den beiden die Schätze seines Landes zeigen, die Schwarzmeerküste (komplett versaut), die Architektur (ein Verbrechen des 20. Jahrhunderts). Die Jüngere spuckt Gift und Galle. Apostoloffs Vermittlungsversuche sind zunächst wenig erfolgreich. Denn das bulgarische Erbe der schwäbischen Schwestern wiegt schwer.

2009 • 248 Seiten • Bestellen

Donnerstag, 27. Februar 2025: Melinda Nadj Abonji – Schildkrötensoldat

Zoltán Kertész fällt als kleiner Junge vom Motorrad seines Vaters. Seither ereilt ihn immer wieder das «Schläfenflattern». Im Dorf wird er als Aussenseiter verspottet, in der Backstube schlägt der Lehrmeister ihn blutig. Als 1991 in Jugoslawien Krieg herrscht, schicken die Eltern ihn ins Militär, damit ein richtiger Mann aus ihm werde. Doch statt als Kriegsheld zurückzukehren, erlebt er, wie sein bester Freund auf einem Trainingsmarsch stirbt. Später stirbt er selber wegen mangelhafter medizinischer Versorgung in einem Militärspital. Seine Cousine Anna macht sich aus der Schweiz auf, um Antworten auf Zoltàns Tod zu finden. Eine Studie über Ausgrenzung, Gewalt und die befremdlichen Ausprägungen des Militarismus in unserer Zeit, hüben wie drüben – aktueller denn je.

2017 • 173 Seiten • Bestellen

Donnerstag, 27. März 2025: Olga Tokarczuk: Gesang der Fledermäuse

Auf einem Hochplateau an der polnisch-tschechischen Grenze tummeln sich jeden Sommer die wohlhabenden Städter. Im Winter aber ist es dort menschenleer. An den langen dunklen Tagen widmet sich Janina Duszejko der Astrologie und der Lyrik ihres verehrten William Blake. Nachbarn und Bekannte halten die ältere Dame für verschroben, wenn nicht gar für verrückt, auch weil Janina die Gesellschaft von Tieren der menschlichen vorzieht. Dann gibt es einen Toten. In der Kehle von Janinas Nachbarn Bigfoot steckt der Knochen eines Rehs. Weitere Leichen werden gefunden. Janina ermittelt auf eigene Faust. Kriminalroman, Fabel, literarisches Puzzlespiel – Olga Tokarczuks verschrobene Heldin blickt in die Abgründe des Menschen in einer archaischen, scheinbar gottverlassenen Gegend.

2009 • 320 Seiten • Bestellen


Der Reiseleiter

Michel Mettler lebt in Klingnau. Er war als Dramaturg und Initiant für das Theater tätig und als Musiker unterwegs, u.a. mit der Gruppe «Vier Maultrommeln», bis er 2006 seinen ersten Roman veröffentlichte, «Die Spange». Dafür wurde er mit dem Preis der Schweizerischen Schillerstiftung ausgezeichnet. Seither lebt er als freier Autor. 2010 bis 2011 war er Gastprofessor am Collegium Helveticum der ETH Zürich. Er arbeitete für das Schweizer Kulturradio, hat Veranstaltungen organisiert und moderiert, schreibt kürzere Texte für Zeitungen und Zeitschriften und ist als Lektor tätig.

LäsiForum: Lesen im Winterhalbjahr

«Der wilde Osten. Exkursionen in ein abgedunkeltes Gebiet»

Oktober 2024 bis März 2025 in der Leserei Zofingen

 

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