von Michael Bohli • 23.06.2023
Verlag: Verlag Die Brotsuppe
188 Seiten · Hardcover
Erscheinungstermin: 01.04.2023
ISBN: 978-3-03867-078-0
Der erste Roman von Lukas Gloor führt uns auf einer Sinnsuche durch das urbane Mittelland. Beton, Leere und eine angespannte Ungewissheit – wir ergänzen «Timbuktu» mit einer Playlist.
Der Kühlturm als Nachbar, die überbaute Leere nicht nur in der Natur, auch im Herzen. Als Max in die eigens verwaltete Wohnkommune «Timbuktu» zieht, nur vorübergehend und mit beobachtender Aufgabe, wirkt alles undurchdringlich. Die Menschen sind wortkarg, in der Ortschaft passiert nichts, in Theresas Tanke läuft täglich Bob Dylan.
In dem unwirklich erscheinenden Alltag inmitten des urbanen Durchschnitts versucht Max seinem Auftrag und Dasein auf die Schliche zu kommen und Sinn in das Leben in Timbuktu zu bringen. Stumme Kinder, kollektiv denkende Student:innen, alte Künstler und Träumerinnen – alle bilden Tag für Tag die Gemeinschaft.
Lukas Gloor lässt uns in seinem Roman viele Stimmungen spüren. Zu Beginn präsentiert er den namenslosen Ort in der Schweiz unter beklemmenden Vorzeichen, als Welt voller Narben und Spuren der Menschheit. Das kleinkarierte Denken wird mit leichtem Surrealismus angereichert, die Dialoge stehen karg auf den Seiten. Später dann die Anspannung der Erwartung, während nichts passiert.
Dass «Timbuktu» als Zwischenhalt für seine Hauptfigur dient und im Abschluss eine ungeahnte Befreiung findet, ist erfreulich. Das zeigt auf, dass auch in Landschaften wie dem Mittelland immer noch Menschlichkeit und Hoffnung zu finden sind. Nur nicht immer an den offensichtlichen Stellen.
Die einfach gehaltene Sprache, die Wiederholungen und eingebauten Songzitate bilden das Geschehen gut ab und lassen einen angenehmen Lesefluss entstehen. Um klanglich in das Buch eintauchen zu können, haben wir eine Playlist zusammengestellt, die alle erwähnten Songs von Bob Dylan beinhaltet. Aufgebrochen werden diese Stücke mit Liedern von Schweizer Musiker:innen, die sich mit dem hiesigen Dasein auseinandergesetzt haben. Timbuktu ist doch überall.