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Manga Yomimono #1

von Michael Bohli • 05.01.2024

Die brandheisse Manga-Kolumne serviert dir heute fünf neue Bände aus diversen Serien. Zwei Neustarts, sehnlichst gewünschte Fortsetzungen und schweisstreibende Ping-Pong-Turniere.

Du liebst Manga so innig wie wir bei Phosphor? Du möchtest dich endlich mit den Comics aus Japan auseinandersetzen und suchst neuen Lesestoff? Die Kolumne Manga Yomimono hilft dir in jeder Lebenslage aus.

In der ersten Ausgabe besuchen wir diskussionsreiche Rauchpausen, machen uns mit einem Meisterdieb auf ins Gefühlschaos, suchen auf einer Insel einen Mörder und spielen fleissig Tischtennis. Das klingt nicht nur aufregend, das ist es auch. Und logischerweise dürfen die absurden Weltraumabenteuer von Zaha Sanko nicht fehlen.

Jinushi: Smoking Behind the Supermarket • Band 1

Der Nullchecker am Quarzen: Herr Sasaki ist ein überarbeiteter Angestellter, der sich nach menschlicher Wärme und Entspannung sehnt. Der einzige Moment der Freude: Die junge Kassiererin Yamada im Supermarkt. Als diese einmal nicht vor Ort ist, lernt Sasaki Frau Tayama kennen. Eine wilde Person, die mit ihm Zigaretten hinter dem Laden raucht.

Von Glimmstängel zu Glimmstängel baut sich zwischen den beiden eine Freundschaft auf, die von frechen Bemerkungen, halben Liebesgeständnissen und Missverständnissen lebt. Da Sasaki nicht sehr clever ist, fallen ihm die Gemeinsamkeiten zwischen Yamada und Tayama nicht auf.

Das führt beim sehr unterhaltsamen Manga von Jinushi nicht nur zu lustigen Momenten, sondern Aufregung und spielerisch fiese Dialoge. Unscheinbar liefert «Smoking Behind the Supermarket» Entspannung und wärmende Momente, Comedy und Slice Of Life finden in den gut gezeichneten Gesichtern und grosszügigen Panels zusammen. Von diesen Pausen ist man gerne ein Teil.

242 Seiten • Hayabusa • 978-3-551-62407-9 • Bestellen

Taiyo Matsumoto: Ping Pong • Band 2

Quietschende Schuhe, durchgeschwitzte Shirts und aufprallende Bälle: Das Qualifikationsturnier ist in vollem Gange und Smile wächst über sich hinaus. Die Blockade, welche er sich beim Spiel mit seinem Freund Peko auferlegt hatte, scheint verschwunden. Als er vom Chinesen bezwungen wird und auch Peko gegen Devil das Nachsehen hat, ändert sich das Leben der beiden Jungs.

Wie sollen sie weitermachen? Verbissen trainieren und bei der nächsten Meisterschaft als Sieger hervorgehen, oder aufgeben und das Leben ausserhalb der erdrückenden Welt des Tischtennis geniessen? Was klar ist: Am gleichen Strang ziehen Smile und Peko nicht mehr.

Im zweiten Band von «Ping Pong» nehmen Rückschläge und Niederlagen eine zentrale Position ein. Mangaka Taiyo Matsumoto erzählt intensiv von Desillusionierung, bröckelnden Freundschaften und zwanghaftem Verhalten. Das geht tief und bettet das Geschehen in eine realistische Umgebung, die Zeichnungen und Figuren wirken direkt aus dem Leben gegriffen.

Dank Matsumotos eigenem Stil, seinen skizzenhaften Formen und den Stimmungsbildern, die actionreiche Sequenzen begleiten, entsteht eine grossartige Atmosphäre. Aus dem Sport-Manga wird ein berührendes Drama, in dem jede Figur ihren Platz hat.

Wie alles begann: Lest die Kritik zum ersten Band von «Ping Pong».

352 Seiten • Reprodukt • 978-3-95640-340-8 • Bestellen

Yukiru Sugisaki: D.N. Angel Pearls • Band 2

Dark-Mousy ist wieder da und das Leben für Daisuke ist nicht weniger turbulent geworden. Dass in seinem Innern der Meisterdieb Dark lauert, hat er akzeptiert, nicht aber die starke Zuneigung zu den Zwillingsschwestern Risa und Riku. Zusätzlich kommt ihm sein Mitschüler Hiwatari auf die Schliche. Ist es weiterhin möglich, Dark zu verstecken? Vor laufenden TV-Kameras?

Doppelgänger und zweite Identitäten: Yukiru Sugisaki erzählt von Unsicherheiten, versteckter Zuneigung und dem Wirbelsturm der Gefühle. Der zweite Band von «D.N. Angel Pearls» liefert nicht nur actionreiche Überfälle und komische Situationen, sondern lässt die Beziehungen zwischen Daisuke, Riku und Hiwatari intensiver werden.

Als mit Krad eine weitere, mächtige Figur auftaucht, werden die grundlegenden Motive der Serie klarer. Sugisaki bietet Fantasy, Komik und Romantik – ihre Zeichnungen wirken federleicht und die Figuren sind allesamt liebeswürdig dargestellt. Einzelne Layouts und Wendungen in der Erzählung wirken jedoch unübersichtlich, was der Lektüre stellenweise die emotionale Intensität raubt.

Wie alles begann: Lest die Kritik zum ersten Band von «D.N. Angel Pearls».

336 Seiten • Carlsen Manga • 978-3-551-71850-1 • Bestellen

Yukito Ayatsuji, Hiro Kiyohara: Mord im Dekagon • Band 1

Zehn Personen, zehn Ecken, ein Mord: Im Manga «Mord im Dekagon» wird die Bühne für ein blutiges Whodunnit vorbereitet, bei dem eine Gruppe von Student:innen auf einer abgelegenen Insel mehrere Tage verbringt. Dass dort zuvor vier Menschen in einem Feuer gestorben sind und der verstorbene Hausbesitzer weiterhin Briefe verschickt, macht das Abenteuer sehr unheimlich.

Doch viel passiert im ersten Band dieses Psychothrillers nicht. Autor Yukito Ayatsuji stellt alle Figuren vor, bringt diese in Stellung und setzt im letzten Kapitel einen brutalen Cliffhanger ein. Hobby-Ermittler:innen dürfen sich auf Nervenkitzel gefasst machen, das Misstrauen wurde in der Gruppe gesät.

Illustriert von Hiro Kiyohara, wirkt «Mord im Dekagon» modern, aber auch steril. Besonders die Umgebung sind sehr klinisch genau gehalten und die Figuren wollen sich nicht darin einbetten. Dafür sind die Charaktere allesamt attraktiv und gut gekleidet. Nach diesem Intro wird die Reihe hoffentlich Fahrt aufnehmen.

196 Seiten • Carlsen Manga • 978-3-551-80044-2 • Bestellen

Q-Hayashida: Dai Dark • Band 3

Da waren die schrecklichen drei endlich vereint unterwegs, als der tote Hajime Damemaru doch nicht so kaputt war und Zaha Sanko gleich mal fertiggemacht hat. Ja, welch Jammer – Avakian und Shimada Death müssen sich also zur Rettung verbünden und die Typen des Light-Head-Ordens zur Besinnung bringen. Das bedeutet Blut, Knochen und Futter für die Mächte der Finsternis.

Weiterhin geht es durchgeknallt zu und her in der Science-Fiction-Action-Geschichte von Q-Hayashida. Der Manga «Dai Dark» ist auch im dritten Band ein herrlich unterhaltsamer Spass mit aberwitzigen Einfällen, selbstironischen Dialogen und brutalen Einlagen.

Die üblichen Klischees werden in der Handlung ausgespart, fiese Machenschaften ausgebremst und den Eigensinn des Raumschiffs Moja zelebriert. Auch die knuffige Misetani Box kehrt zurück und macht das Abenteuer perfekt. Ein grosser Lesespass, der kurz in Zahas Vergangenheit driftet und den Charakteren weitere Facetten verleiht.

208 Seiten • Manga Cult • 978-3-96433-781-8 • Bestellen

Manga Yomimono

Yominono; japanisch für Lesestoff. Das bieten wir mit dieser Beitragsreihe, regelmässige Lesetipps und Kurzkritiken zu aktuellen Veröffentlichungen im deutschsprachigen Markt. Damit euer Manga-Feuer nie ausgeht.

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