von Michael Bohli • 09.06.2024
Als jugendliche Person ist das Leben nicht immer einfach, das zeigen uns diverse Serien in der 17. Ausgabe von Manga Yomimono. Und es gibt ein Wiedersehen mit der Crew von «Fairy Tail».
Ballett, Auftragskiller oder ängstlicher Samurai: Die Möglichkeiten bei der Jobsuche sind gross, jede Entscheidung bringt ihre Tücken mit sich. Gut also, lassen sich eventuelle Gefahren durch das Lesen von Manga frühzeitig erkennen. Vielleicht ist eine Reise durch verlassene Städte doch die beste Wahl.
Junpei ist keine sympathische Person: In der Schule stellt er sich auf die Seiten der Stärkeren, nimmt an Mobbing teil und ist vorlaut allen anderen gegenüber. Zusätzlich richtet er seine Tätigkeiten danach aus, möglichst männlich zu wirken. Was am frühen Tod seines Vaters liegt, der Stuntkoordinator und Kampfsportler war – in dessen Fussstapfen will Junpei treten.
Was ihm dabei in die Quere kommt: Seine Leidenschaft für Ballett, die er bereits als Kind hatte und wieder entflammt wird, als er seiner Mitschülerin Miyako in das Ballettstudio ihrer Familie folgt. Doch wie lassen sich beide Welten verbinden? Das ist die grosse Frage hinter der Coming-Of-Age-Geschichte «Dance Dance Danseur».
Veröffentlicht in seitenstarken Doppelbänden, ist der Manga von George Asakura eine emotionale Annäherung an den ungewöhnlichen Traum eines Jungen, der sich von der gesellschaftlichen Norm abhebt. Die schönen, eleganten Zeichnungen, ausdrucksstarken Augen und tollen Bewegungsabläufen lassen körperliche Anstrengungen und Gefühle intensiv wirken, die langsam Wandlung von Junpeis Wesen ist toll geschrieben. Ein fesselnder Auftakt.
428 Seiten • Tokyopop • 978-3-8420-8407-0 • Bestellen
Nagi ist zwar jung, war aber der beste Auftragskiller weitum. Als er seine Schwester Shizuka beschützen wollte und von einer Kugel getroffen wurde, fesselte ihn den Treffer an den Rollstuhl. Gelähmt und geistig nicht mehr ansprechbar, galt er als verschollen. Dank technischen Hilfsmitteln und einem mentalen Trick von Shizuka erwacht Nagi wieder, noch gefährlicher als zuvor. Dies ruft ehemalige Feinde und Freunde auf den Plan.
Eines ist sofort klar: «Tank Chair» ist eine wirklich durchgeknallte Action-Story von Manabu Yashiro. Der Mangaka dreht sofort auf und präsentiert blutige Kämpfe und abgefahrene Figuren in einer apokalyptischen Umgebung. Tiefe gibt es weder bei den Charakteren noch der Hintergrundgeschichte, dafür massig Konfrontationen und verrückte Gadgets.
Manabu Yashiros Stil lässt die Seiten detailreich und eigen wirken, die Figuren und Gesichter tragen kantige Cartoon-Elemente in sich, die Waffen und Accessoires sind extrem genau ausgearbeitet. Das verleiht «Tank Chair» eine Spur Selbstironie und macht klar, dass es hier bloss um den Spass geht. Und der wird bei diesem Einstieg geliefert.
192 Seiten • Egmont Manga • 978-3-7555-0386-6 • Bestellen
Nach dem Tumult mit Laxus im fünften Band kehrt bei Fairy Tail für kurze Zeit wieder Ruhe ein und die Gilde kann sich neu sammeln. Doch die Gruppe Oracion Seis strebt daran, die Macht der Nirvana-Energie an sich zu reissen und die Welt mit ihrer dunklen Magie zu unterjochen. Das können unsere Held:innen nicht geschehen lassen und stellen sich im Verbund mit weiteren Gilden zum Kampf.
Dass Oracion Seis mit listigen Plänen auftreten und im Hintergrund sogar an einer Rückkehr von Gerard arbeiten, macht die Konfrontation sehr gefährlich. Für den sechsten Massiv-Band von «Fairy Tail» bedeutet dies: Viele Kämpfe, aussichtslose Situationen und diverse neue Figuren, egal ob freundlich oder feindlich gesinnt.
In diesen Momenten kommt das verrückte und ausgefallene Charakterdesign von Hiro Mashima zum Zug. Seine Zeichnungen lassen absurde Outfits und Körperformen zu, die Story ermöglicht Einblicke in die anderen Gilden. Das Abenteuer, das der Mangaka mit viel Energie vorantreibt, wird erneut brandgefährlich und die Hauptfiguren müssen noch grössere Herausforderungen bestehen.
560 Seiten • Carlsen Manga • 978-3-551-02026-0 • Bestellen
Einsamkeit, zerfallene Städte und wenig Nahrung: Ray und Trice bewegen sich scheinbar als letzte Menschen auf der Welt, begleitet vom kleinen Nager Lambda. Was die Apokalypse und das Verschwinden der Menschheit ausgelöst hat, wissen sie nicht. Als eines Tages plötzlich ein weiblich gestalteter Roboter auftaucht und Trice im Kampf besiegt wird, bleibt Ray allein zurück. Doch er gibt nicht auf und macht sich auf die Suche nach Überlebenden.
Lange Wanderungen durch die zerstörte Welt, grosse Panels voller technischer Ruinen und sanfte Gesichter: «Alma» ist ein klassischer Vertreter der Science-Fiction-Manga, die eine düstere Zukunft aufzeigen. Shinji Mito Zeichnungen tragen viel Atmosphäre in sich und wirken durch den ruhigen Umgang mit Strichen und Flächen nie überladen.
Die Hintergrundinfos fügen sich nach und nach in die Geschichte ein und offenbaren eine Welt, die aktuell herrschenden Ängsten spielt. Migration, unkontrollierbare Technik und Besitzverlust wurden von Shinji Mito in «Alma» eingearbeitet, das osteuropäische Setting überrascht. Was die titelgebende Seele beinhaltet, oder wo diese zu finden ist, wird im ersten Band nicht verraten. Die Reise geht weiter.
216 Seiten • Manga Cult • 978-3-75730-342-6 • Bestellen
Mangaka Yusei Matsui («Assassination Classroom») ist mit einer neuen Reihe im deutschen Markt angekommen und nimmt uns auf eine unterhaltsame Zeitreise ins feudale Japan mit. «The Elusive Samurai» beginnt im Jahr 1333 und erzählt vom fiesen Sturz des Kamakura-Shogunat durch Ashikaga Takauji. Der junge Thronfolger Tokiyuki kann fliehen und versucht sich beim Priester Suwa Yorishige und seinem Gefolge zu verstecken.
Falls euch wegen all den Namen der Kopf schwirrt, so ging es mir beim Lesen des ersten Bands von «The Elusive Samurai» auch. Zwar liefert Matsui als Anhang viele Hintergrundinfos zu den wahren Begebenheiten, sich in der Geschichte zuechtzufinden ist trotzdem nicht einfach. Die vielen Sprechblasen mit kleinen Schriftgrössen bremsen die Action, die Panels wirken überladen.
Schrullige Eigenheiten der Figuren, detailreiche Zeichnungen und schöne Texturen sind die positiven Aspekte dieser Mischung aus Samurai-Epos, Action und Comedy. Für mich wollte die Erzählung aber nicht richtig in Gang kommen, es wirkt zu vollgestopft, zu träge.
208 Seiten • Carlsen Manga • 978-3-551-80224-8 • Bestellen
Manga Yomimono
Yominono; japanisch für Lesestoff. Das bieten wir mit dieser Beitragsreihe, regelmässige Lesetipps und Kurzkritiken zu aktuellen Veröffentlichungen im deutschsprachigen Markt. Damit euer Manga-Feuer nie ausgeht.
Alle bisherigen Ausgaben findet ihr hier.