von Michael Bohli • 20.02.2024
Romance-Fans aufgepasst: «Wedding Peach» ist wieder da, als Luxusausgabe! Für Manga-Leser:innen, die es wilder mögen, beurteilen wir die Neustarts «Mushihime – Insect Princess» und «Marriage Toxin».
Ehe, Hochzeit und die Liebe: Was in den Neunzigerjahren verträumt und romantisch zur beliebten Serie «Wedding Peach» führte, das ist heutzutage die Grundlage eines Action-Manga, in dem Serienkiller ihre Dynastie weiterführen wollen. Ist es nicht wundervoll, wie absurd gewisse Prämissen sind und wie viel Spass all dies macht? Willkommen in der Welt der Manga.
Ist es bloss ein intensiver Traum? Schüler Ryoichi Takasago hat regelmässig Visionen von einem hübschen Mädchen, das in einem See aus Leichen treibt und ihn auffressen will. Seine Clique will ihn aufmuntern, doch der Schrecken wird Realität, als mit Kukiko Munakata eine neue, bildschöne Schülerin in die Klasse wechselt, welche der Frau aus den Albträumen aus dem Gesicht geschnitten ist. Zusätzlich scheint sie auf alle Männer in der Schule eine extreme Anziehung auszuüben.
Dass sich hinter Träumen und erschreckenden Gedanken der wahre Horror verbirgt, macht Masaya Hokazono in «Mushihime – Insect Princess» schnell klar. Tote werden aufgefunden, Insekten spielen verrückt und ein versessener Ermittler ist der Mordserie auf der Spur. Mysteriöse Vorfälle verwandeln sich in Horror, brutale Konfrontationen füllen die Kapitel.
Yu Satomi hat die Geschichte mit einem skizzenhaften Strich illustriert und bei ihrer ersten Manga-Serie einen eigenen Stil bewiesen, der nicht immer perfekt wirkt, aber von typischen Darstellungen abhebt. Die Taten der Insektenprinzessin sind grausig, die Welt wirkt realistisch. Band eins ist ein packender Start in die gruslige Serie.
208 Seiten • Egmont Manga • 978-3-7555-0281-4 • Bestellen
Nach den ersten Abenteuern hat sich das Team um Natsu, Happy und Lucy gefestigt – jetzt muss ein grosser Auftrag her. Heimlich schnappen sie sich den Profi-Job der verfluchten Insel Galuna und schippern guten Mutes den Problemen entgegen. Als Magier Gray das Trio aufhalten will und vom gewaltigen Dämonen Deliora warnt, der auf der Insel feststeckt, ist es schon zu spät.
Die Bösen haben ihre Machenschaften in die Wege geleitet, die wütende Elsa ist unseren Held:innen auf der Spur. Das kann nur schlecht ausgehen, oder? Wie wir wissen, ist bei «Fairy Tail» auch in ausweglosen Situationen gute Unterhaltung garantiert. Hiro Mashima mischt seine Action-Fantasy-Geschichte mit Klamauk und Witz, die Charaktere leiden unter ihren eigenen Fehlern. Das wird mit dem verspielten Zeichnungsstil gut transportiert, detaillierte Umgebungen wechseln sich mit isolierten Figuren ab.
Da in der zweiten Massiv-Ausgabe, welche die Bände 4-6 versammelt, die Geschichte anzieht und mehr Dynamik erhält, wird der Lesespass grösser. Die Charaktere wachsen, Eigenheiten werden spürbar und die Mission ist aufregend. Zwischen den Kämpfen und Dialogenszenen herrscht eine gute Balance; schade nur, ist Lucy weiterhin oft bloss das leichtbekleidete Sexobjekt.
560 Seiten • Carlsen Manga • 978-3-551-02022-2 • Bestellen
Einmal heiraten zu können, in einem solch schönen Kleid wie ihre Mutter, das ist der grosse Traum von Momoko. Die Schülerin hat aber weder einen Freund noch Zeit für Techtelmechtel. Zwischen miserablen Noten, der Schülerzeitung und Hochzeitsfotografien wird ihr Leben durch das Auftauchen des Dämonen Ame verkompliziert. Er will ihren Ring, doch Momoko kann sich wehren und wird zur Wedding Peach, dem Engel der Liebe. Ihr Auftrag ist es, die Dunkelheit zu vertreiben und die Erde vor beschützen.
Kraft durch die Liebe, ein Brautkleid als Uniform und Freundinnen, die ihr mit Lippenstift und Pendel zur Seite stehen: Bei «Wedding Peach» ist alles zuckrig und mit der Ehe verknüpft. Die romantische Fantasy-Story aus den Neunzigerjahren ist in einer zweibändigen Luxury Edition zurück und lässt nostalgische Gefühle aufkommen. Die Lektüre von Nao Yazawa und Sukehiro Tomita erinnert an Serien wie «Sailor Moon», der Inhalt wirkt leicht altbacken.
Vieles in «Wedding Peach» passiert ohne wirklichen Tiefgang, die Perspektive auf Liebe und Ehe ist überholt. Trotzdem versprüht der Band viel Charme, dank den wunderbar knuffigen Zeichnungen, den elegant ausgearbeiteten Seiten und dem sehr präsenten Humor. Das tröstet über die repetitive Handlung und Konfrontationen hinweg, welche oft in Panels ohne Hintergründe oder Details stattfinden. Für Romance-Fans sind die Abenteuer der Magical Girls aber einen verträumten Blick wert, wenn auch die Neuauflage keine Farbseiten bietet.
560 Seiten • Egmont Manga • 978-3-7555-0096-4 • Bestellen
Band fünf von «Homunculus» kommt wieder ohne Triggerwarnung aus, was aber nicht bedeutet, dass sich die Geschichte von Hideo Yamamoto beruhigt hätte. Der Mangaka konzentriert sich in diesem Kapitel aber auf das Innenleben von Nakoshi und dessen Nachforschungen zu den Homunculi. Sind die Erscheinungen nur Fantasien, Teile von Nakoshis Seelenleben oder doch die formgewordene Manifestation der persönlichen Abgründe?
Zwischen Wahn und Wahrheit ist es ein schmaler Grat und das erneute Treffen mit Manabu bringt keine Klarheit, sondern noch mehr Verwirrung und endet sogar in einer weiteren Operation an Nakoshi, welche weitreichende Folgen hat.
«Homunculus» ist immer dann am besten, wenn sich Hideo Yamamoto dazu hinreissen lässt, Hintergrundinformationen zu liefern und seine Charaktere mit mehr Tiefe auszustatten. Glücklicherweise passiert dies im fünften Band und die Geschichte erhält frische Facetten, das Lesefieber kommt wieder auf. Grafisch bleibt es wie gewohnt, mit wenigen Panels auf den Seiten, Szenen ohne Dialoge und viel Schattierungen.
336 Seiten • Egmont Manga • 978-3-7555-0180-0 • Bestellen
Heiraten und die Dynastie der Profi-Giftkiller weiterführen – Geros Bestimmung wäre klar. Doch leider kennt sich der Auftragsmörder weder mit Frauen noch Beziehungen aus. Als er bei einem Einsatz eine Heiratsschwindlerin trifft, die ihm die Kunst des Datings näherbringen will, gibt es Hoffnung. Doof nur, muss Geko plötzlich Menschen helfen, um bei den Frauen besser dazustehen. Ob das gut geht?
Die Grundlage der Geschichte von «Marriage Toxin» ist ziemlich hanebüchen, Joumyakun will das gar nicht verstecken und bringt von Beginn an viel Schmiss in die Kombination aus Comedy, Action und einer Prise Romance. Das Tempo und die lockere Erzählweise übertönen Fragen, die Zeichnungen von Mizuki Yoda sorgen für eine passende Grafik.
Ohne das Geschehen analysieren zu wollen lässt man sich von den Sorgen Gekos mittragen und will erleben, wie er es schafft, aus seiner Schale herauszukommen. Moderne Charakterdesigns, eine gute Balance zwischen Details und Effekten und dynamische Perspektiven fördern den Lesefluss, von der Story bleibt aber nicht viel haften.
226 Seiten • Egmont Manga • 978-3-7555-0284-5 • Bestellen
Manga Yomimono
Yominono; japanisch für Lesestoff. Das bieten wir mit dieser Beitragsreihe, regelmässige Lesetipps und Kurzkritiken zu aktuellen Veröffentlichungen im deutschsprachigen Markt. Damit euer Manga-Feuer nie ausgeht.
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