Manuele Fior: Hypericum

Als Teresas nach Berlin geladen wird, um als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Tutanchamun-Ausstellung mitzuarbeiten, hat die junge Frau ein weiteres Ziel in ihrem Leben erreicht. Scheinbar ohne Anstrengung, doch die Augenringe in ihrem Gesicht sagen etwas anderes. Schlaflose Nächte, Selbstzweifel und die chaotische Beziehung zu Ruben gestalten die Tage unberechenbar.

Mit emotionaler Tiefe erzählt Manuele Fior in seinem Comic «Hypericum» vom Alltag und den Sehnsüchten. Seine Zeichnungen füllen den Raum mit Farbflächen wunderbar aus, die Gefühle hallen in den Panels nach. Dank seinem Hintergrund als Architekt wirkt nicht nur die Landschaft Ägyptens lebensecht, sondern auch die Gebäude Berlins.

Ohne die Bilder zu überladen, sind alle Details am korrekten Platz und die Figuren überzeugen in der Mischung aus comichafter Darstellung und korrekter Anatomie. Besonders die Mimik von Teresa macht den Charakter liebenswürdig und man fühlt mit ihren Zweifeln und Zwängen mit. Die Faszination für die ägyptische Kultur und die westlichen Ermächtig am Erbe der Pharaonen fliessen in die Gegenwart der Geschichte ein, als Lektüre und Vorstellung.

Mit diesem Kniff wird die Zeit in der Darstellung von der gewohnten Linearität weggebracht und die Vergangenheit zum Auslöser von Entscheidungen im Heute. Eine spannende Lektüre, die niemals forciert wirkt und beim Ende genügend Spielraum lässt.

Durch das grosse Format des Hardcoverbuches und dem guten Druck wirken die Seiten elegant, das tolle Lettering macht die Lektüre ästhetisch perfekt. «Hypericum» ist ein weiterer Erfolg von Manuele Fior und eine nachdenkliche Beschäftigung mit der Zeit.

Leserei