von Michael Bohli • 27.11.2024
Verlag: Rotpunktverlag
136 Seiten • Hardcover
Erscheinungstermin: 21.10.2024
ISBN: 978-3-03973-038-4
Endlich wurde ein weiteres Buch von Marie-Jeanne Urech aus Lausanne auf Deutsch übersetzt. «X wie Dictionnaire» ist eine fantasievolle, surreal-poetische Geschichte.
Fast alle Menschen haben die Erde mit der Raumfähre verlassen, zurück bleiben einzelne Schicksale, leere Strassen und der steigende Wasserspiegel. Die Verheissung Belgador lockt als neuer Garten Eden, was davon zu erwarten ist, weiss niemand.
Simon sorgt stoisch für erleuchtete Strassen, besucht das einzig gebliebene Restaurant der Stadt und will, dass die Tage gleichförmig ablaufen. Was hält ihn hier, in dieser desolaten Umgebung einsamer Herzen und zerbrochener Hoffnung? Die Ankunft eines stummen Kindes aus dem Seemeer macht die Frage drängender – viele Fähren werden nicht mehr starten.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Was Marie-Jeanne Urech mit wenigen Worten beschreibt, ist ein im Schweizer Buchmarkt selten gesehenes Sprachbild voller skurriler, spielerischer und surrealer Einfälle. Die Figuren sind reduzierte Charaktere, die Umgebung zweckdienlich und die Axiome der Gesellschaft werden ausser Kraft gesetzt. Zusammengehalten wird das Buch durch die poetische Kraft und die Menschlichkeit.
«X wie Dictionnaire» ist nicht eine Abkehr von der Gewohnheit, sondern ein kurzer Roman, der sich Themen wie Sehnsucht, Liebe und Zugehörigkeit widmet. Marie-Jeanne Urech aus Lausanne sucht nicht bloss die Unterhaltung, sie findet die Ehrlichkeit in uns. Warum bleiben wir an einem Ort, was können wir zurücklassen und wie gehen wir mit Notsituationen um?
Die Geschichte versteckt sich nicht vor der global herrschenden Krise, Urech nutzt die Sorgen der Gegenwart für kreative Ideen und Gedankenspiele. Das ist sprachlich unterhaltsam und überraschend, geht tief und begeistert.