von Michael Bohli • 10.07.2024
Verlag: Knapp Verlag
175 Seiten • Softcover
Erscheinungstermin: 25.04.2024
ISBN: 978-3-907334-24-9
200 Haikus von Markus Kirchhofer sind im Gedichtband «Silbensee» versammelt. Eine poetische Reise durch unser Land, die Natur und den Alltag.
Schätze sind unterschiedlich einfach zu finden; mal liegen sie direkt vor unserer Nase, dann wieder sind mühselige Suchexpeditionen notwendig. Am «Silbensee» muss nicht lange gegraben werden, um auf wertvolle Momente zu stossen.
Der in Oberkulm lebende Schriftsteller Markus Kirchhofer hat aus seinem grossen Fundus 200 Haikus zusammengestellt, die in thematischen Blöcken unterteilt das Leben im Zeitalter des Anthropozän behandeln. Die japanische Kunstform der Poesie wird zum Werkzeug für alltägliche Situationen, kritischen Gedanken und Stillleben der Natur.
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Streng im Silbenmass 5-7-5 gehalten, bilden die Haikus Kirchhofers Blick auf seine Umwelt ab, nicht ohne einige Kniffe, die die Form dehnen. Der Autor trennt beispielsweise längere Wörter auf zwei Zeilen oder sucht zwischen den Silbenpäckchen neue Verbindungen. Ob dies der Tradition des Haikus entspricht, spielt weniger eine Rolle, es gestaltet die Lektüre überraschend.
Viele Dreizeiler ermöglichen mehrschichtige Gedanken zum beschriebenen Thema, andere wiederum sind geradlinig und nicht ohne Humor. Das Mittelland findet in «Silbensee» statt, was nicht von der Hand zu weisen ist. Sogar Zofingen wird erwähnt, welch Ehre!
Noch stärker im Kuriosen landen die 16 Tan-Renga, welche Markus Kirchhofer gemeinsam mit Rebekka Salm geschrieben hat. Beide reagieren auf die jeweilig vorgelegten Zeilen und lockern enge Perspektiven auf. Gleiches passiert mit den Zeichnungen von Anna Zinniker, welche in «Silbensee» untergebracht wurden.
Rebekka Salm veröffentlichte im April ihren Roman «Wie der Hase läuft»; lest dazu unsere Kritik.