von Michael Bohli • 13.12.2023
Verlag: Der gesunde Menschenverstand
104 Seiten • Hardcover
Erscheinungstermin: 12.10.2023
ISBN: 978-3-03853-144-9
1979 erschien «ter fögi ische souhung» von Martin Frank und schlug als erster queerer Mundart-Roman Wellen. Auch heute noch reisst die direkte Lektüre stark mit.
Als «ter fögi ische souhung» 1979 zum ersten Mal veröffentlicht wurde, stiess der Roman von Martin Frank nicht nur auf Gegenliebe. Als erster, in Mundart verfasster Roman über homosexuelle Liebe, über Gegenkultur und Drogenkonsum war das Buch vielen Menschen ein Dorn im Auge. Bürgerliche Bünzlis fühlten sich bestimmt persönlich angegriffen.
Von der Wucht und Intensität hat die Geschichte bis heute nichts verloren, «ter fögi ische souhung» liest sich in der schön aufgemachten Hardcover-Neuauflage direkt und aufwühlend. Aus der Ichperspektive von Teenager Beni erzählt, schildern die Kapitel den Alltag des Schulabbrechers zwischen Untergrundkultur in Zürich, Liebesrausch und Prostitution.
Nicht nur weiss Beni nicht, was mit seinem Leben in der spiessigen Gesellschaft anzufangen, er verliebt sich zusätzlich Hals über Kopf in den Frontmann der Minks. Fögi ist anziehend und wild, die beiden jungen Männer stürzen sich in eine intensive Liebesbeziehung. Je länger diese andauert, desto brutaler und destruktiver wird die Zweisamkeit.
Sex, Drugs and Rock’n’Roll: Martin Frank beschrieb mit seinem queeren Roman die Siebzigerjahre ungeschönt und verwendete dazu spezielles Mundart in Berndeutsch, das phonetisch geschrieben ein unvergleichliches Leseerlebnis bietet. Buchstaben werden zu Wörtern, Silben neu verhängt und der Slang gekonnt in die Sprache verwoben. Die Emotionen und das Leid der Charaktere sind spürbar, die damalige Zeit wird in kraftvollen Bildern heraufbeschworen.
«ter fögi ische souhung» ist als Lektüre ein berührendes und erschütterndes Erlebnis, Franks gewählter Schreibstil ungewohnt, sperrig, aber auch faszinierend und lebensnah. Dieser Roman ist eine Erfahrung, die unbedingt gemacht werden sollte.
1998 wurde das Buch von Marcel Gisler unter dem Titel «F. est un salaud» verfilmt.