Michael Mikolajczak: Irrlicht

Hart ist es als Polizist in dieser Stadt. Als ehemaliger. Ohne Frau. Wo ist Anna bloss? Wieso bin ich in dieser kühlen und abweisenden Umgebung immer allein? Ach verdammt, sie ist ja tot. Selbstmord, Ausstieg, Flucht. Vor mir? Hat sie es etwa nicht mehr ausgehalten? Doch gemeinsam fanden wir Halt. Und so brutal war ich auch nicht zu ihr, oder? Bloss, wie weiter ohne sie?

«Irrlicht» ist Wahn und Wut, Verwirrung und krankhaftes Verhalten. Die Geschichte von Michael Mikolajczak folgt weder einer konventionellen Erzählweise, noch lässt sich das Buch einer typischen Form zuordnen. Eine Graphic Novel, die aus grobkörnigen Schwarzweissfotos besteht, ergänzt mit einem Monolog in einzelnen Panels.

 

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Die harsche Sprache, die schmutzige Ästhetik der Fotografien und das Spiel mit Wirklichkeit und Wahrnehmung entfalten zusammen eine Wirkung, die mich ans Schaffen von Jörg Buttgereit erinnerte. Da Mikolajczak die grafischen Aspekte auf urbane Details beschränkt hat (Fassaden, Gegenstände, Graffiti, Texturen), wird es allerdings nie zu extrem.

Vielmehr entfaltet «Irrlicht» viele Aspekte im eigenen Kopf, die Vorstellung wird zur essenziellen Ergänzung beim Lesen. Die Bilder unterstreichen die Worte und sind der Nährboden der Imagination, das Schriftbild erinnert an Polizeiakten. Man dringt durch die verwirrten Gedanken vor und erfährt die wahre Geschichte – bis alles wieder anders ist.

Wer sich in der modernen und von Beton und Asphalt zugekleisterten Welt nicht mehr wohl fühlt, der oder die wird den Stress in «Irrlicht» nachfühlen können. Michael Mikolajczak offeriert eine Erzählung der Marke Hard Boiled in ungewohnter und reizvoller Form.

Leserei