von Cornelia Hüsser • 19.11.2024
Verlag: Limmat
296 Seiten • Hardcover
Erscheinungstermin: 10.10.2024
ISBN: 978-3-03926-078-2
Alle zwei Wochen wird in der Schweiz eine Frau von ihrem Ehemann, Partner, Ex-Partner, Bruder oder Sohn getötet. Jede Woche überlebt eine Frau einen versuchten Femizid. Warum Männer zu Tätern werden, untersuchen Miriam Suter und Natalia Widla in ihrem neuen Buch.
Der Begriff «Femizid» bezeichnet die gezielte Tötung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts. Medial wird über Femizide kaum berichtet – und wenn, werden sie häufig nicht als solche benannt, sondern als «Familiendrama» oder ähnliches bezeichnet. Warum das ein Problem ist, wird gleich zu Beginn des Buches deutlich. Nicht nur wird den Opfern implizit eine Mitschuld angelastet; es fehlen auch konkrete Daten und Statistiken, wenn Femizide nicht gesondert als solche erfasst werden. Und das erschwert die Prävention.
«Niemals aus Liebe» fokussiert denn auch auf die Täter. Die Autorinnen gehen auf verschiedene Faktoren ein, die dazu beitragen können, dass ein Mann zum Täter wird: Psychische Erkrankungen, Alkohol- bzw. Drogenmissbrauch und kulturelle Prägungen werden ebenso thematisiert wie die Radikalisierung im Internet (Stichwort Manosphere) und die Rape Culture im Allgemeinen.
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Sie zeigen auf, welche Angebote und Strukturen zur Prävention – sei es kantonal (Polizei) oder auf der Basis von Freiwilligenarbeit (Notfallnummern) – heute bestehen und was fehlt. Auch die selbstorganisierte Täterarbeit durch das Umfeld, konkret transformative und restorative justice (und die Kritik daran) wird besprochen.
Die Autorinnen lassen bei jedem Themenschwerpunkt Betroffene selbst zu Wort kommen – Opfer wie Täter. Diese Passagen sind mitunter am schwersten zu lesen, insbesondere, wenn Täter ihre Tat(en) schildern. Es ist eine ungewohnte, aber wichtige Sicht.
Zum Abschluss fassen Miriam Suter und Natalia Widla zusammen, was die Schweiz braucht. Zwölf Punkte, von Gesetzesrevisionen über die Schaffung, Finanzierung und Verbesserung von Unterstützungsangeboten bis hin zum gesellschaftlichen Umdenken an sich: Es muss sich noch vieles tun. Zum letzten Punkt leistet dieses Buch auf alle Fälle seinen Beitrag.