Mirko Beetschen: Das Haus der Architektin

von Michael Bohli • 09.08.2023

Verlag: Zytglogge
232 Seiten · Hardcover
Erscheinungstermin: 13.03.2023
ISBN: 978-3-7296-5124-1

Selten begegnen uns Schweizer Gruselgeschichten. Der Autor Mirko Beetschen hat mit seinem Roman «Das Haus der Architektin» eine solche abgeliefert und lädt zum Fürchten am Neuenburgersee ein.

Gothic Horror mit einem Architekturjournalisten als Hauptfigur? Ein Geisterhaus im Neuenburgersee? Viel zu selten liest man in der Schweizer Literaturszene solche Sätze, zu selten wagen sich Autor:innen an schauererregende Geschichten. Schön, hat das Mirko Beetschen mit seinem Roman «Das Haus der Architektin» getan. Noch besser, ist dieser sehr gelungen.

Logischerweise beginnt die Erzählung mit hoffnungsvoller Grundlage: Ein Journalist erhält die Möglichkeit, das nicht zugängliche und mythenumrankte Haus «Les Espoirs» der verstorbenen Architektin Marie-Yolande Rabaut zu besuchen. Sofort stellt er sich vor, wie er dem Gebäude die Geheimnisse der Vergangenheit entlocken und mit seiner Reportage die Gesellschaft entzücken kann.

Erste Recherchen und Gespräche lassen zwar Ungutes erahnen, doch gemeinsam mit seinen Hunden macht sich der Reporter zur Insel im Neuenburgersee auf. Dort im Haus angekommen, scheint ihm aber nicht nur die kuriose Architektur Streiche zu spielen. Ohne Verbindung zum Festland nehmen die Schatten Überhand.

 

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Dass sich mit jedem Kapitel die Situation der Figuren in «Das Haus der Architektin» zuspitzt, liegt in den Genre-Gegebenheiten. Dank der ungewohnten Grundlage und dem Fokus auf die Architektur gelingt es Beetschen, seinem Roman eine inhaltlich verrückte Mischung zu geben, die aufgeht. Fast wünscht man sich, das Haus und dessen Architektin würden existieren.

Obwohl die Charakterisierungen der Hauptpersonen zu simpel wirken, macht die Lektüre Spass. Strukturell an einen Film angelehnt, reizt die Geschichte mit Spannung und einem unzuverlässigen Erzähler. Diverse Wendungen halten bei der Stange, ohne dass der Grusel jemals unerträglich werden würde.