von Michael Bohli • 21.05.2023
Verlag: Geparden Verlag
316 Seiten · Hardcover
Erscheinungstermin: 08.02.2023
ISBN: 978-3-907406-01-4
«Lass es gut sein», der erste Roman von Nathalie Schmid, stellt das Konstrukt der Familie in den Fokus. Was bedeutet es, eine Mutter zu sein? Wir wird man zu der Person, die man selbst sein möchte oder mag?
Die Erzählung, welche Nathalie Schmid beim Geparden Verlag vorgelegt hat, wirkt mit jedem gelesenen Satz realistischer. Die Figuren könnten aus praktisch jedem Haushalt der Schweizer Mittelschicht entsprungen sein, die beschriebenen Sorgen und Zweifel kennt die Leserschaft bestimmt aus der eigenen Sippschaft. Da hilft es, ist Schmids Schreibstil zurückhaltend und frei moderner Kapriolen.
Diesen Umstand lässt die Lektüre von «Lass es gut sein» manchmal etwas altbacken wirken, die Sprache passt aber sehr gut zur beschriebenen Situation. Das Leben von Larissa spielt sich in einer Umgebung ähnlich dem Mittelland ab, in Einfamilienhäusern, im normierten Familiengefüge und bei alltäglichen Aktivitäten.
Larissas Dasein ist geprägt von Zweifeln, über sich selbst, ihrer Rolle als Mutter und ihrer Beziehung zu den Schwestern, ihrer Mutter und Kindern. Wieso ist sie nicht fähig, die herrschenden Unsicherheiten zu durchstossen, ihrer Tochter näherzustehen und sich von ihrer Mutter zu emanzipieren? Was bedeutet es, ein guter Mensch, eine gute Person, eine Frau zu sein?
Die in der Region Baden lebende Autorin Schmid behandelt die Aspekte nicht in chronologischer Form, sondern lässt uns dem Gedankenfluss von Larissa folgen. Ein Geflecht aus Szenen und Erinnerungen entsteht, das Leben der Familie wird mit jedem Kapitel erweitert. Diskussionen, Feiern und Momente der Stille werden von Gedankengängen und Sorgen gefüllt, die Hoffnungen der Vergangenheit prallen auf die Wirklichkeit.
Obwohl bei «Lass es gut sein» selten viel Aufregendes passiert, entsteht durch die nahe Erzählweise und den greifbaren Figuren eine sogähnliche Wirkung, die eigene Erfahrungen mit dem Buch vermischen lässt. Die Fragen zum Umgang mit den eigenen Verwandten, zu Spannungen zwischen den Generationen und einer inklusiven Zukunft gelten schliesslich für alle.