von Michael Bohli • 18.08.2023
Verlag: Scheidegger & Spiess
200 Seiten · Hardcover
Erscheinungstermin: 03.08.2023
ISBN: 978-3-03942-145-9
Klare Aussagen zum Kunstbetrieb: Die britisch-schweizerische Künstlerin Rachel Lumsden hat ihre gemachten Erfahrungen im Buch «Ritt auf der Wildsau. Manifest für die Malerei» zusammengetragen und bietet interessante und kritische Einblicke.
Wagen wir ein Gedankenspiel: Du interessierst dich grundsätzlich für Kunst, verspürst an einem Tag eine starke Inspiration, kaufst dir diverses Material und beginnst, deine Ideen auf eine Leinwand zu bringen. Farbe, Pinsel, Ausstrahlung. Das Resultat gefällt gewissen Personen so gut, dass du mehrere Bilder verkaufst und von den regionalen Museen entdeckt wirst. Eines führt zum anderen und du bestreitest deinen Alltag ab sofort mit dem Erstellen von Kunst.
So einfach, so oft geträumt. Doch kann dies überhaupt passieren? Und wie verändert sich den Ausgang der Geschichte, je nach Geschlecht der Person? Die Künstlerin Rachel Lumsden hat in ihrem Buch «Ritt auf der Wildsau. Manifest für die Malerei» ihre Erfahrungen aus dem Kunstmarkt und dem Arbeitsalltag als Malerin zusammengetragen. Sie hat ein persönliches Sachbuch geschaffen, das mit direkten Aussagen und ungeschönten Bemerkungen die vorherrschende Situation schildert.
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Die Zeiten in der Ausbildung, ihre Anstellung als Pädagogin und die vielen in Diskussionen verbrachten Stunden werden von Lumsden behandelt, mit ironischem Ton und ohne Furcht. Wie hat sich die Kunstszene in England und der Schweiz in den letzten Jahrzehnten entwickelt? Wieso fürchten sich alle vor der figurativen Malerei? Und sehr wichtig: Welche Menschen «muss» man sich als Künstlerin unterwerfen?
Das Buch ist ein sehr gelungener Einblick in Rachel Lumsdens Wirken und Leben, eine Dekonstruktion der Strukturen und Mächte. Ohne Bilder, dafür mit einem wunderbar bunten Schnitt und spritzigen Sätzen. Sehr gut funktioniert die Abhandlung der Malerei auch als Selbsttest. Wie offen ist man den tatsächlich für das Figurative? Das Betrachten von Lumsdens Kunst (bestenfalls nach der Lektüre) führt bestimmt zu Überraschungen.
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