von Cornelia Hüsser • 13.05.2025
Verlag: lectorbooks
648 Seiten • Softcover
Erscheinungstermin: März 2025
ISBN: 978-3-906913-54-4
Reda El Arbis erster Roman «[empfindungsfæhig]» erschien kurz vor dem grossen KI-Hype. Der zweite Band knüpft nun unmittelbar an die Geschichte um Ermittlerin Lea Walker an. Willkommen zurück im Jahr 2082.
Die Welt wird weiterhin von sogenannten GovKIs regiert – zumindest das meiste davon. Die grossen Technologieverweigerer sind die Christlichen Staaten von Amerika. Ausgerechnet hier soll die Zürcher Ermittlerin Lea Walker einen Zeugen aufspüren und in Sicherheit bringen; begleitet wird sie von der Androidin Cali und ihrer Lebenspartnerin Melissa, einer erfahrenen Kämpferin.
Als das Trio im Zuge der Rettungsaktion einen brutalen Foltermord aufdeckt, sieht es sich plötzlich in skrupellose Machenschaften verwickelt und ist fortan damit beschäftigt, nicht selber zu sterben. Alles scheint mit einer neuartigen Tech-Droge namens M-98 zusammenzuhängen, die mittels Naniten im Blut die Kontrolle über physiologische Vorgänge übernehmen kann. Beziehungsweise: mittels der der Hersteller der Droge ebenjene Kontrolle übernehmen kann …
Und so artet ein simpler Auftrag in eine blutige Gewaltorgie aus. Lea, Cali und Melissa nehmen es mit Rassisten, Corpo-Soldaten, korrupten Ermittlern und grössenwahnsinnigen Wissenschaftlern auf. Ihr Waffenarsenal ist vielfältig und unerschöpflich, Prügeleien und Verfolgungsjagden ihre Spezialität. Letztere prägen weite Teile des Romans – so sehr, dass man kaum realisiert, dass in der Geschichte währenddessen nur wenige Stunden vergehen.
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Wer auf bildhafte, filmtaugliche Actionszenen steht, dürfte hier also bestens bedient sein. Bisweilen ist das aber auch ermüdend zu lesen, zumal sich dieser Band auf knapp 650 Seiten erstreckt. Doch gerade gegen Schluss, wenn alle Handlungsstränge zusammenfinden, kommt El Arbi mit richtig spannenden Gedanken zum Paradoxon von KIs, die der Menschheit dienen sollen, um die Ecke; seine Zukunftsvision ist komplex und regt zum weiterspinnen an.
«Asimovs Kindergarten» ist erneut ein kreativer, rasanter Cyberpunk-Thriller und fast unheimlich visionär. Stereotypen von trinkenden Ermittlern und bösen KIs werden umschifft, Darlings gekillt, und sprachlich liest sich auch dieser Band süffig. Gerne mehr davon.
Mehr Phosphor: Weitere Zukunftsgedanken von Reda El Arbi gibt es bei «[empfindungsfæhig]».