Sebastian Steffen: I wett, i chönnt Französisch

von Michael Bohli • 08.01.2024

Verlag: Der gesunde Menschenversand
160 Seiten • Hardcover
Erscheinungstermin: 05.12.2023
ISBN: 978-3-03853-200-2

Ein Verlust, der tiefgeht: In seinem Mundart-Roman «I wett, i chönnt Französisch» erzählt der Autor Sebastian Steffen von einer tragischen Geschichte.

Hinter dem unscheinbaren Titel und nachvollziehbaren Wunsch «I wett, i chönnt Französisch» steckt eine grausame Geschichte von Verlust und Trauer. Der Roman, den Sebastian Steffen in Mundart verfasst hat, erzählt aus der Ichperspektive eines Mannes, der als Jugendlicher seine Schwester verloren hat.

Astrid wurde damals vom Erzähler tot aufgefunden, mitten im Maisfeld. Dabei wollte er doch bloss seinen verschossenen Fussball zurückholen und seine Freunde beruhigen. Dann aber dieser Horror, von dem er sich niemals erholte. Seit 30 Jahren trägt er die Traurigkeit in seinem Innern, weder der Alltag auf einer abgelegenen Alp noch therapeutische Sitzungen scheinen zu helfen. Wie kann er bloss aus diesem Loch des Schmerzes entsteigen?

«I wett, i chönnt Französisch» ist ein beeindruckendes, berührendes und erschöpfendes Buch.

Sebastian Steffen aus dem Kanton Bern liefert mit seinem Buch harten Stoff, dargestellt in poetisch karger Sprache. Die Mundartsätze, welche direkt aus dem Kopf des Erzählers aufs Papier gepurzelt scheinen, bilden Umgebungen, Konstrukte, Repetitionen und lassen Leerstellen im Raum. Als Leser:in muss man sich die Wahrheit mit jedem Satz neu bilden, die Hintergründe der emotionalen Last erfährt man nicht sofort.

Das macht «I wett, i chönnt Französisch» zu einem beeindruckenden, berührenden und auch erschöpfenden Buch. Steffen hält sich nicht zurück und findet mit seiner Schreibweise eine reale, direkte Darstellung von Trauer und Verlust, Worte und Sätze schneiden sich ins Herz.

Gemeinsam mit der Hauptfigur versucht man, den Verstand nicht zu verlieren und die Schwere zu ertragen – hangelt sich an Erinnerungen und Wörter in unausweichlichem Mundart bis zum Ende durch, die Hoffnung als Schimmer am Horizont.