von Michael Bohli • 24.09.2023
Verlag: Verlag Kettler
256 Seiten • Softcover
Erscheinungstermin: 21.08.2023
ISBN: 978-3-98741-060-4
Ausstellungsbilder und Fotografien von Kunstobjekten müssen neutral erarbeitet werden. Doch gelingt dies? Das Sachbuch «Seen / Unseen» geht der Frage mit Porträts und Essays nach.
In der Kunst und der Fotografie geht es um Sichtbarkeiten und dementsprechend Unsichtbarkeiten. Bei einer Abbildung wird Blick wird vorbestimmt, die Betrachter:innen geleitet. Doch ist es überhaupt möglich, beim Erstellen eines Fotos eine neutrale Position einzunehmen? Das Sachbuch «Seen / Unseen» widmet sich dieser Frage.
Dazu wurden 20 Fotograf:innen befragt, welche zeitgenössische Kunst dokumentieren. Ein Einblick in die Arbeitsweise von Menschen, die selbst nicht im Zentrum der Wahrnehmung stehen, sondern mit ihren Bildern Kunst ausserhalb des White Cubes sichtbar machen. Bilder zur Kommunikation und Archivzwecken also, eine Arbeit ohne eigene Handschrift.
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Theoretisch zumindest, denn «Seen / Unseen» zeigt anhand der Aussagen auf, wie schwierig es ist, als Mensch ein Bild herzustellen, das nicht von der eigenen Perspektive oder Sichtweise beeinflusst wurde. Zugleich erfährt man mehr über die stille Arbeit hinter den Kulissen und den Alltag der Fotografie, der sich in den letzten Jahren durch die digitale Übermacht verändert hat.
Begleitende Essays erweitern die Diskussion und streifen die Gebiete des Urheberrechts, der Veränderungen in der Fotografie und den Zweck des Bewahrens. Dass nur wenige Fotografinnen vorgestellt werden, hat nicht mit der Auswahl der Personen zu tun, sondern damit, dass diese Arbeit sehr oft von Männern durchgeführt wird. Es gibt also auch hier noch Entwicklungspotential.
Das hübsche Buch setzt sehr stark auf Text und zeigt nur wenige fotografische Beispiele, was die Lektüre stellenweise trocken gestaltet. Als Einblick in die Berufsgruppe und zum Diskussionsanstoss betreffend Wahrnehmung und Darstellung ist «Seen / Unseen» auf jeden Fall zu empfehlen.