von Michael Bohli • 05.04.2024
Verlag: Edition Taberna Kritika
130 Seiten • Softcover
Erscheinungstermin: 22.01.2024
ISBN: 978-3-905846-73-7
Was ist Heimat? Autorin Shelby Stuart hat sich auf Wanderungen der Schweiz angenähert und ihre Gedanken in «Schwyz. Uri. Unterwalden.» festgehalten.
Kann die Liebe zu einem Land entstehen, ohne dass man selbst da lebt? Autorin Shelby Stuart ging es so mit der Schweiz, durch diverse Besuche und dem Studium an der ZHdK stand fest, dass sie das Bürger*innenrecht beantragen möchte. Doch was macht einen Menschen zu einem Landesbürger, und wie kann ein Staat erfahren werden?
In den fragmentarischen Texten, welche die Grundlage zu «Schwyz. Uri. Unterwalden.» bilden, geht sie diesen Grundsatzfragen nach. Ausgehend von ihrem Wohnort Basel, hat sie die drei Urkantone erwandert und sich körperlich dem scheinbaren Kern der Schweiz angenähert. Schnell wurde auf diesen Touren klar, dass weder menschengemachte Grenzen noch Gründungsgeschichten der Realität standhalten.
In die USA aufgewachsen, hat Shelby Stuart Vorfahren in der Schweiz und wollte ihre Integration ursprünglich nicht durch die Innerschweiz aufbauen. Die vorherrschenden Mythen, die beeindruckende Natur und die gängigen Klischees reizten die Autorin aber zur persönlichen Auseinandersetzung.
Im Buch «Schwyz. Uri. Unterwalden.» werden diese Gedanken und Erlebnisse als Wanderprotokolle, schriftliche Eindrücke und nachdenkliche Auseinandersetzungen mit dem System erlebbar. Das funktioniert perfekt als Spiegel für die eigene Wahrnehmung der Schweiz, deren Geschichte und die allgemeine Position zum Nationalkonstrukt.
Zweisprachig können Stuarts Texte gelesen werden, ihre poetischen Beschreibungen laden zu Spaziergängen ein, ihre geschichtlichen Exkursionen entlarven Behauptungen und Märchen. Abgerundet durch das Nachwort von Christian de Simoni ist der schmale Band eine sehr interessante Lektüre und Erfahrung.