von Michael Bohli • 05.02.2024
Verlag: Scheidegger & Spiess
288 Seiten • Softcover
Erscheinungstermin: 04.01.2024
ISBN: 978-3-03942-182-4
Die Ausstellung «Stranger in the Village» in Aarau war ein wichtiger Beitrag zum Thema Rassismus und Kunst, mit dem gleichnamigen Katalog wird die Erfahrung erweitert.
Als James Baldwin in den Fünfzigerjahren in Leukerbad hauste und an seinem Buch schrieb, löste sein Dasein bei der Bevölkerung Verwunderung und Staunen aus. Heute kann so etwas nicht mehr passieren, oder? Was die Ausstellung «Stranger in the Village» im Aargauer Kunsthaus zeigte, war die stete Präsenz von Rassismus in der Schweiz in vielen Formen. Mit dem dazugehörigen Katalog werden die Erkenntnisse vertieft.
Zwar ist «Stranger in the Village: Rassismus im Spiegel von James Baldwin» erst nach dem Ende der Schau in Aarau erschienen, das Buch eignet sich aber auch für Menschen, die nicht vor Ort waren. In Essays werden die Zusammenhänge von Gesellschaft, Rassismus und Kultur erörtert, es wird auf Baldwins Leben und Wirken eingegangen es werden Erfahrungen fassbar gemacht.
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Begleitet von Fotografien der Ausstellung, Abbildungen der Kunstwerke und farblich schön gestalteten Seiten, ist das Sachbuch eine Einladung zu selbstreflexiven Gedanken und Auseinandersetzungen mit persönlichen Berührungspunkten von Rassismus. Das titelgebende Essay von James Baldwin ist der perfekte Ausgangspunkt.
Die Naivität der Schweiz wird mit der Kunst enttarnt (wie etwa das Geranium, der Schokokonsum oder die Neutralität), die weissen Strukturen des Business offengelegt. Mit Fakten und fundierten Aussagen ist der Katalog ein wichtiges Dokument des heutigen Kunstbetriebes und weit mehr als bloss eine Sammlung von Bildern und Gedanken zu «Stranger in the Village». Die gelungene Ausstellung wird mit dieser toll designten Publikation in der Zeit festgehalten und baut auf den örtlichen Grundlagen auf.
Lest auch unseren Bericht zur Ausstellung im Kunsthaus Aarau.