Susanne Mathies: Mord im Filmpodium

von Michael Bohli • 11.05.2024

Verlag: Gmeiner Verlag
245 Seiten • Softcover
Erscheinungstermin: 13.09.2023
ISBN: 978-3-8392-0493-1

Bereits zum dritten Mal ermittelt Krimiautorin Cressida Kandel auf eigene Faust: Der Roman «Mord im Filmpodium» von Susanne Mathies macht Zürich zum Tatort.

Ich liebe das Filmpodium in Zürich und vertiefe gerne vor Ort mein Wissen über die Filmgeschichte. Als ich den Krimi «Mord im Filmpodium» von Susanne Mathies entdeckt habe, war klar: Den muss ich lesen. Gleich vorneweg: Kriminalromane finden selten den Weg in mein Bücherregal und ich kenne die bisherig veröffentlichten Geschichten «Mord im Lesesaal» und «Mord mit Limmatblick» mit Hauptfigur Cressida Kandel nicht. Mathies verlangt bei dieser dritten Episode aber kein Vorwissen.

Ohne lange Vorrede wird man direkt in den Mordfall geworfen; es wurde im Filmpodium einem Journalisten die Kehle durchgeschnitten. Ein mehrseitiges Dokument, das in seinem Mantel steckte, deutet daraufhin, dass er einem grösseren Fall von Geldwäsche und Erpressung auf der Spur war. Sofort nimmt Cressida Kandel ihre eigenen Ermittlungen auf.

 

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Wieso auch nicht, ist die Polizei nicht nur unfähig, sondern bereit, alle Infos mit Kandel zu teilen. Susanne Mathies lässt die Leserschaft an einer Reise durch Zürich teilhaben, zwischen Programmkino, Langstrasse und vielen erwähnten Strassen und Plätzen. Name-Dropping, das wichtigste Element dieser Lokal-Krimis, beherrscht die Autorin, leider fand ich dazwischen keine gute Geschichte.

Der Fall ist merkwürdig, streift das Filmmilieu nur kurz und endet in einer kruden Auflösung. Dass Cressida bei der Aufklärung nur dank Freund:innen weiterkommt (und für Hinweise 50 Seiten Zeit benötigt), geschenkt. Dass sich aber alle Figuren falsch anfühlen und der Zürcher Alltag konstruiert wirkt, ist schade. Nie hatte ich das Gefühl, echten Menschen in möglichen Situationen beizuwohnen.

Auch bei der Sprache der in Zürich lebenden Autorin hapert es, stehen auf der Strasse Papierkörbe rum, tauschen Klempner Schlösser aus und werden Wörter wie «tuntenhaft» verwendet. Besonders letzteres trübte die Lektüre und verstärkte das «Boomer»-Gefühl. Ich bleibe in Zukunft doch lieber im Kino.