von Michael Bohli • 02.06.2023
Verlag: Kommode Verlag
276 Seiten • Hardcover
Erscheinungstermin: 01.02.2022
ISBN: 978-3-905574-00-5
Die tägliche Route führt den Briefträger tief in die Welt der unlösbaren Probleme. Dabei meint er es im humorvollen Debütroman «Gleich, später, morgen» von Thomas Pfenninger doch nur gut.
Anfang der Neunzigerjahre war die Welt in Ordnung, oder? Nein, eine verklärte Sichtweise hilft beim Roman «Gleich, später, morgen» von Thomas Pfenninger nicht, obwohl die Geschichte in einem beschaulichen Quartier von Zürich spielt. Der Platzspitz, der Konflikt in Jugoslawien und zwischenmenschliche Abgründe sind nie weit von den Strassen entfernt.
Der Briefträger, welchen wir im Buch begleiten, hat allerdings andere Sorgen. Unglücklich verliebt ist er, ausgerechnet in eine Frau, die an seiner Route lebt. Und ihre Nachbar:innen halten ihn zusätzlich gehörig auf Trab. Geldprobleme, Bünzlitum und Sorgen mit der Verwandtschaft; alles kommt zusammen. Als der Held unserer Geschichte aus gutem Willen beschliesst, den Leuten zu helfen, löst er eine Lawine der Konflikte aus.
Humoristisch, melancholisch und mit Seitenhieben auf das kleinkarierte Denken von Herrn und Frau Schweizer serviert Thomas Pfenninger in seinem ersten Roman eine unterhaltsame Geschichte. Nie wird es zu unglaubwürdig, nie wird die Welt schöngezeichnet – viel eher wird die Naivität einzelner Personen auseinandergenommen. Gut gemeint ist nicht gut gemacht, das beweisen die locker verfassten Sätze.
Der in Bern lebende Autor hat mit «Gleich, später, morgen» keine tiefschürfende Analyse der Gesellschaft verfasst, sondern die Faszination für den Beruf des Briefträgers mit den alltäglichen Widrigkeiten der Deutschschweiz kombiniert. Die gut lesbare Sprache von Thomas Pfenninger und seine eigenen Erinnerungen an Zürich helfen, dass man sich gerne mit den Figuren beschäftigt.