Tina Schmid: Züribadibuch

von Cornelia Hüsser • 15.08.2024

Verlag: Scheidegger & Spiess
232 Seiten • Hardcover
Erscheinungsdatum: 19.07.2024
ISBN: 978-3-03942-222-7

Der Stadt Zürich wird, gemessen an ihrer Einwohnerzahl, die höchste Bäderdichte Europas nachgesagt. Bis heute sind 18 Freibäder in Betrieb. Ob man sie alle kennt und wo zwei Badis im See versunken sind, lässt sich mit dem «Züribadibuch» feststellen.

Die Geschichte der Zürcher Badis reicht über 150 Jahre zurück. Der faszinierenden Kultur- und Architekturgeschichte geht Tina Schmid in ihrem «Züribadibuch» nach. Denn die Gestaltung der Badis richtete sich stets nach den aktuellen gesellschaftlichen Bedürfnissen: So baute man damals hauptsächlich geschlechtergetrennte Kastenbäder, die vom Ufer aus nicht einsehbar waren. Die Bäder verfügten über Einzelkabinen, in denen man sich ungestört waschen konnte, und die Aufenthaltszeit war oft auf 20 bis 60 Minuten beschränkt. Die Badis dienten schliesslich vor allem einem: der Körperhygiene.

Das sollte sich mit den Jahren ändern. Ein besonderes Augenmerk legt die Autorin auf die Rolle der Frau – denn die Geschichte der Badis spiegelt die Geschichte der Emanzipation. Die Frauen begannen, die gleichen Rechte wie die Männer für sich einzufordern: auf eigene Bäder, auf bequeme Bademode, auf das Schwimmen im offenen See – und später auch auf die Aufhebung der Geschlechtertrennung.

All das lässt sich an der Architektur der Badeanlagen ablesen. Wo früher schwimmende Kastenbäder aus Holz entstanden, baut man heute auch grosszügige Familienbäder mit Spielplätzen, Kiosken und Restaurants. Das Baden ist längst zu einem Freizeitvergnügen geworden.

Das Buch stellt die 18 bestehenden sowie einige wichtige ehemalige Badis vor. Zu jeder gibt es handgezeichnete Skizze sowie einen Steckbrief, der die wichtigsten historischen Fakten zusammenträgt. Dazu kommen kurze Interviews mit Menschen, die etwas mit der jeweiligen Badi verbindet – seien es Stammgäste, Bademeisterinnen oder Barbetreiber. Bilder aus Zeitungen und Archiven aller Jahrzehnte ergänzen die Porträts wunderbar.

Das «Züribadibuch» bietet damit einen spannenden Einblick in die Bädergeschichte der Stadt sowie in den Wandel der (Bade-)Kultur. Die schöne Gestaltung macht Lust, die einzelnen Badis näher kennenzulernen. Ein perfekter Begleiter durch den Sommer – wer braucht da schon das Meer?


Du willst lieber in einen dunklen Saal? Dann liest die Kritik zum «Zürikinobuch».