Tommi Parrish: Menschen vertrauen

Im Leben von Eliza will aktuell nichts funktionieren: Ihr Partner hat sie alleingelassen, das Erziehen ihres Sohnes passt nur knapp zwischen Arbeitszeit, Auftritte als Dichterin und Therapiesitzungen. Diese Misere zu überwinden, scheint praktisch unmöglich, bis sie die jüngere Sasha trifft. Eine Frau mit vielen Problemen und dem Wunsch, ihr Leben in bessere Bahnen zu lenken.

Wird das gemeinsam klappen, mit gegenseitiger freundschaftlicher Unterstützung, oder sitzen die Enttäuschungen bei Eliza und Sasha zu tief, um sich neuen Menschen zu öffnen und hinzugeben? Eine energieraubende Zeit bricht an, die Fragen zu Bindung, Vertrauen und Isolation in den Vordergrund stellt.

Bei der grafischen Umsetzung von «Menschen vertrauen» hat Tommi Parrish trotz des düsteren und schweren Inhalts nicht auf Farben verzichtet. Die Figuren sind gelb und rot, auf vielen Seiten strahlen Gegenstände, Umgebungen oder Kleidungsstücke aus der melancholischen Atmosphäre heraus. Die realistisch wirkenden Szenerien nehmen die expressionistisch wirkenden Charaktere perfekt auf. Nordamerikanische Kleinstadt-Vibes und Hoffnungen mit wenig Aussichten, geschickt gezeichnet.

Die zweite Arbeit von Tommi Parish ist direkt aus dem Leben der Unterschicht gegriffen, realistische Entwicklungen und spürbare Ängste lassen aus «Menschen vertrauen» eine emotionale und mitreissende Erzählung werden. Die Probleme der Figuren schwingen in den eigens gemachten Erfahrungen mit, die Rückschläge müssen von der Leserschaft verarbeitet werden.

Die dicht gezeichneten Panels, die Seiten ohne Weissflächen und die Schicksale, welche den Figuren keine Pause gönnen, verbinden sich bei «Menschen vertrauen» zu einem unglücklichen, realistischen und nicht ohne Hoffnung auskommenden Erlebnis. Bewegend und beeindruckend ausgeführt. Auch von Seiten Edition Moderne, welche dem Buch ein kompaktes Format und dicken Kartoneinband gegönnt haben.

Leserei