von Michael Bohli und Cornelia Hüsser • 23.05.2023
Die 45. Ausgabe der Solothurner Literaturtage brachte viele interessante und wichtige Veranstaltungen mit sich. Wir haben uns am Freitag unter die Besucher:innen gemischt.
Ein Tag, ganz im Zeichen von Literatur, Autor:innen und Büchern – was gibt es Besseres? Unser Besuch am Freitag begann mit einer Veranstaltung im Theatersaal, letztes Jahr erlebten wir in diesem Saal den Unfall unter den Lesungen. Ein schlechtes Omen?
Keineswegs. Das Gespräch mit Alhierd Bacharevič war anregend und die Frage, ob die Literatur die Fantasie verloren hat, scheint berechtigt; seit einiger Zeit tummeln sich unter all den Neuerscheinungen immer mehr autobiografische und autiofiktionale Werke, alles scheint auf einer wahren Grundlage beruhen zu müssen. Bacharevičs Roman «Die Hunde Europas» wartet hingegen mit einer fiktiven Sprache auf. Balbutta findet man sogar bei Facebook!
Apropos Fragen: Werden wir jemals zu Abend essen? Wann wird’s endlich Frühling? Wird sich die Schweizer Ungeduld jemals schmälern? Beim Anstehen vor dem Landhaus ahnte man Übles, in der Menschenschlange waren erboste und mürrische Stimmen zu vernehmen.
Schön glitzerte dafür die Aare vor den Fenstern und begleitete heimlich die Lesung mit Mina Hava und die Diskussion «Literatur als Spektakel». In Gedanken: Schlagwörter zu Gatekeeping und neuen Legitimitäten, Phosphor als Gewinner von Klicks und Followern. Ups.
Luftiger gestalteten sich die kurzen Lesungen – unter anderem von Matto Kämpf und Ralph Tharayil – «en plein air», der Wind zog kühl durch die Gassen. Dafür liess es sich in der Galerie vorzüglich Wein hinter die Binde(r) kippen und im Landhaus be-SWIPS-t sein.
Der etwas fehlende Mut beim Büchertisch in der Jugendherberge wurde durch die jugendlichen Aufzeichnungen Lidija Burčaks wettgemacht. Nervige Eltern, unentschlossene Schwärmereien, der Traum vom Weggehen – wer kennt es nicht?
Bissige und treffsichere Aussagen gab es auch bei A. L. Kennedy. Der Kommentar zur royalen Krönung, kurz und trocken: «Harry Potter magical shit». Da wurde einem erneut schmerzlich bewusst, dass der Schweiz ein übergeordneter Humor zur allgemeinen Identifikation fehlt.
So das Urteil auf der Zugfahrt zurück nach Zofingen. Die Solothurner Literaturtage hingegen waren ein voller Erfolg, und unsere Ausbeute lässt sich auf dem nachfolgenden Foto betrachten. Kritiken zu einzelnen Büchern werden folgen.
45. Solothurner Literaturtage
Diverse Orte, Solothurn
Datum:
19. bis 21.05.2023
Website:
literatur.ch