Wanda Dufner: Bauchlandung

von Cornelia Hüsser • 20.03.2025

Verlag: Edition Moderne
400 Seiten • Softcover
Erscheinungstermin: März 2025
ISBN: 978-3-03731-273-5

Noemi ist unfruchtbar – davon ist die 17-jährige überzeugt. Sie ist dünn, ihre Tage bekommt sie nur unregelmässig, und Haare spriessen an ungewünschten Stellen. Die Vorstellung, jemals Mutter zu sein, findet sie lächerlich. Bis sie schwanger wird.

«Geschichte einer Teenager-Schwangerschaft» lautet der Untertitel von Wanda Dufners kürzlich erschienenem Comic «Bauchlandung». Und dass eine solche ganz eigene Herausforderungen mit sich bringt, illustriert die Aargauerin eindrücklich. Mit der Hauptfigur Noemi verarbeitet sie ihre eigene Geschichte – und stellt sie gleichzeitig in einen grösseren sozialen und gesellschaftlichen Kontext.

Noemi hat nämlich nicht nur mit den jenen Ängsten zu kämpfen, die die Schwangerschaft, die Geburt und das Muttersein an sich betreffen. Es beginnt schon dort, wo sie ihr Umfeld gezwungenermassen einweihen muss. Der Vater des Kindes will keine Verantwortung übernehmen, macht ihr gar Vorwürfe. Wie sagt sie es den Eltern? Ihrer streng religiösen Grossmutter, die man hier durchaus symbolisch für ein Abtreibungsverbot auffassen kann? Der besten Freundin, den Mitschüler:innen und Lehrpersonen? Die Angst vor den Reaktionen überlagert zunächst alles – und diese bleiben auch nicht aus. Kurz: Bestärkend sind wenige davon.

Hinzu kommt die Überforderung mit der administrativen Komponente einer Jugendschwangerschaft. Noemi muss Arzt- und Therapietermine wahrnehmen und wird von einer Beratungsstelle zur nächsten geschickt. Letzteres vermutlich vor allem, um die werdenden Grosseltern zu beruhigen; wirklich hilfreich erscheinen die Gespräche jedenfalls nicht. Und das in einem Alter, in dem sich im Umfeld alles um Beziehungen, Ausgang und Zukunftspläne dreht; Dinge, mit denen Noemi abschliessen soll, bevor sie sie überhaupt erlebt hat. Sie fühlt vor allem eines: Einsamkeit.

Die Schwere des Themas gleicht Wanda Dufner mit einem knallbunten Illustrationsstil aus. So findet ein leiser Humor auch Eingang in die schwierigsten Szenen, und die Farben lassen einen vorsichtigen Optimismus vermuten. Ihre Mitmenschen manifestieren sich immer wieder als überlebensgrosse Tiere, in Noemis Gedanken tauchen unheimliche Fötusse oder Übermütter auf. Zwar verliert die Erzählung – immerhin 400 Seiten stark – hin und wieder an Tempo, punktet aber mit einem ehrlichen Blick. Insgesamt ist «Bauchlandung» eine schöne und berührende Lektüre über eine Lebensgeschichte, wie man sie in der Schweiz nicht häufig antrifft, die aber gesehen werden muss.