von Michael Bohli • 31.10.2024
Das erste Bern Film Club Festival zelebrierte während sieben Stunden Leidenschaft und Geschichten im Kino, in kurzer und langer Form.
Entstanden aus dem Bedürfnis, die Kinolandschaft in Bern diverser zu gestalten, hat sich der Bern Film Club zusammengeschlossen und diesen Oktober ein eigenes Festival durchgeführt. Sieben Stunden lang wurden im Pathé Westside brandneue und ältere filmische Werke gezeigt.
Im Zentrum stand die Leidenschaft, die alle Mitglieder des Bern Film Clubs im Herzen tragen – egal, ob es sich bei den gezeigten Werken um schick produzierte oder mit minimalem Budget erstellte Filme handelte. Menschen, Perspektiven und Erzählungen – das zählte.
Eine Premiere bildete den Startpunkt, Bruna Pereiras Regiearbeit «Hydrangeas Blood» liess uns in ein Bern eintauchen, in dem sich ein psychisches Trauma in mörderischen Wahn wandelte. Die angehende Floristin Laura (super gespielt von Emma Stadler) kämpft mit ihren inneren Dämonen und verliert langsam den Verstand.
Das Drama über Misshandlungen und Ausnutzung ist inhaltlich gelungen, die Tonmischung sorgte hingegen für Stirnrunzeln. Auch die Beleuchtung wirkte flach und das Pacing war in einigen Szenen zu langsam, Spass machte der Spielfilm trotzdem, dank der Hingabe, mit welcher die Crew ans Werk ging.
Bei den Kurzfilmblöcken waren Schweizer Storys und unterschiedlichste Beiträge aus aller Welt dabei. Vom feinfühlig erzählten «Chiquita» (Ibet Luna, Peru) über die Slow-Cinema-Erfahrung «As Sacrificadas» (Aurélie Oliveira Pernet, Portugal & Schweiz), die mich an «O que arde» erinnerte, bis hin zum Raub-Actioner «Vienna Is Calling» (Alexander Bruckner, Österreich) war alles dabei.
Interessant: Einzig der in Biel gedrehte «Ein Sonntag auf dem Mond» von Maurice Dietziker ging kreativ und experimentell mit dem Medium Film um – was den humorvollen Inhalt verstärkte. Die restlichen Beiträge wagten es zu selten, die gewohnten Kameraperspektiven oder Strukturen zu verlassen.
Das erste Festival des Bern Film Club war eine schöne Erfahrung, die hoffentlich bald wiederholt wird. Wünschenswert wären weniger Abspielfehler, keine abgebrochenen Abspänne und ein früherer Start. Durch den späten Beginn mussten wir den letzten Block leider auslassen, sonst aber viel Liebe für Kino und Film!