von Michael Bohli • 09.12.2023
Drei Männer, mehr als 300 Episoden und Tausende von ausgestrahlten Minuten: Ciné Swiss ist ein Basler Podcast über Filme. Wir haben mit den Machern in ihrem Studio gesprochen.
Aus der Leidenschaft für Filme entwickelte sich bei den drei Freunden Alex, Hill und Spike ein Podcast: Ciné Swiss existiert seit November 2020, jede Woche erscheinen zwei Folgen zu brandaktuellen Streifen und Klassikern. Immer mit dabei sind die Lust auf ein alkoholisches Getränk, gegenseitige Zankereien und Sprüche in Baseldeutsch.
Bei den Sendungen, die im Studio 52 in Basel aufgezeichnet werden, wird Mundart gesprochen, oft auch mit Gästen und zu ausgefallenen Themen. Wir haben vor Ort mit den drei Jungs gesprochen und herausgefunden, wie es denn zum Projekt kam.
Phosphor: Wann wird ein Hobby zu einer professionellen Tätigkeit?
Spike: Wenn man Geld damit verdient.
Alex: Das ist bei uns eindeutig nicht der Fall. Wir haben mit Ueli Bier einen Sponsor, der uns monatlich auf dem Gebiet der Getränke versorgt, davon abgesehen sind es eigene Investitionen.
Hill: Die Frage ist, wohin man mit der Tätigkeit will. Wie bei Bands: Trifft man sich ab und an und spielt ein wenig, oder setzt man sich wirklich dahinter und arbeitet auf Ziele hin? Unsere Ambition war es, zwei Folgen pro Woche aufzunehmen und die dafür notwendige Ausrüstung zu haben.
Alex: Die Reichweite könnte locker vergrössert werden, wenn wir von Mundart auf Schriftdeutsch wechseln würden. Das steht aber nicht zur Diskussion, wir fühlen uns mit der Muttersprache wohl und können uns mit unserem bissigen Humor von den restlichen Podcasts absetzen.
Ihr habt bereits über 300 Folgen produziert, das ist eine beachtliche Zahl.
Alex: Ja, und mit jeder Folge wächst unser Hörer:innenstamm langsam. Einzelne Folgen schlagen zusätzlich zahlenmässig aus, besonders bei spezifischen Themen.
Wie begann alles?
Alex: Hill und ich spielten zusammen in einer Band und trafen uns vor den Proben oft auf ein Bier und redeten über Filme. Wir waren alle schon immer riesige Filmfans und kamen schnell auf die Idee mit dem Podcast. Spike, der mit anderen Jungs zusammen Musik machte, kam anfangs als Gast dazu.
Spike: Für mich passte es damals super, und bereits nach wenigen Folgen lud mich Alex ein, als fixes Mitglied einzusteigen. Ich entschied mich dafür und stieg aus meiner Band aus.
Hill: Er kam damals als einziger vorbereitet mit einem Stapel Papier ins Studio (lacht).
Wie haltet ihr euren Podcast frisch?
Spike: Wir setzen uns regelmässig zusammen und sprechen über mögliche Themen oder neue Formate. Wir haben alle drei unterschiedliche Interessen, verstehen uns aber super und können gut diskutieren. Alex ist oft die treibende Kraft mit den Einfällen.
Alex: Wie bei einer Band müssen alle an einem Strang ziehen. Nebst den mehrstündigen Aufnahmesessions bedingt es viel Vorbereitungszeit, darum planen wir meist bis zu zwei Monate voraus, damit sich alle die notwendige Freizeit einteilen können. Die arbeitsintensiven Folgen verteilen wir über die kommenden Wochen. Besonders die Fokusfolgen, Franchise-Extravaganzas oder Jahrgangsspecials bedingen viel Einarbeitung.
Zusätzlich haben wir Episoden mit Filmquiz oder Random-Mania – das sind Folgen, in denen von allen dreien jeweils eine halbe Stunde komplett frei gestaltet werden kann.
Wie viele Stunden pro Woche investiert ihr denn?
Spike: Wir treffen uns jeden Montag für die Aufnahmen und verbringen zirka fünf Stunden im Studio. Bei den Vorbereitungen sind es mindestens zehn Stunden pro Woche. Aus meiner Sicht frisst der Podcast mehr Zeit als eine Band – auch, weil wir immer mal wieder an einem Event teilnehmen oder bei Freund:innen vorbeischauen.
Schwierig ist der fehlende Austausch mit dem Publikum, den du bei einer Band direkt hast. Bei uns ist die Anbindung an die Hörerschaft aber sehr stark, da wir viele regelmässig im Kino oder bei uns im Studio treffen.
Alex: Das ist definitiv so, mir fehlt der direkte Austausch ebenfalls. Dafür wird die Stimme im Gegensatz zum Metal-Geschrei geschont (lacht).
Kennt man sich in der Schweizer Podcast-Szene?
Spike: Wir haben eine sehr grosse Community, da Alex früh mit anderen Podcasts Kontakt aufgebaut hat. Ich war auch schon bei diversen Sendungen als Gast dabei.
Alex: Wir gehen meist proaktiv auf neue Film-Podcasts zu und haben für den Austausch eine Whatsapp-Gruppe mit Leuten aus anderen Projekten gegründet.
Spike: Plus haben wir mit unserem Studio die exklusive Möglichkeit, Leute einzuladen. Wir haben auch schon Pläne, unseren Raum mit einem schicken Kinobereich zu ergänzen.
Ist Basel für euch eine Filmstadt?
Hill: Basel ist eine kriminelle Stadt, aber sonst … (lacht)
Spike: In den Neunziger- und Nullerjahren war es eine absolute Kinostadt, insbesondere mit der Kinomeile in der Steinenvorstadt.
Alex: Diese Kinos haben in den letzten Jahren alle geschlossen, es bleiben noch das Arena, Kult Kino und Stadtkino. Eine Filmstadt ist Basel aber schon lange nicht mehr, gerade wenn man es mit Orten wie Brugg oder Zürich vergleicht.
Wie seid ihr Filmfans geworden?
Hill: Das war ich schon immer. Mein älterer Bruder hat mir früher Videokassetten ausgeliehen.
Spike: Durch TV und VHS, zu Hause hatten wir viele Filme. Auch solche, die wir als Kinder nicht schauen durften, aber natürlich wollten …
Hill: In den Neunzigern waren die Filme nicht konstant verfügbar, und wenn du eine TV-Ausstrahlung verpasst hattest, musstest du darauf hoffen, dass jemand den Film aufgezeichnet hatte. Es war ein bewusstes Schauen – und auch ein Sammelfieber.
Alex: Was man sich heute als Posts und Videos in Apps schickt, war früher der Tausch von Filmen. Man hatte einen stärkeren Bezug dazu. Die Hintergrundinfos waren ebenso wichtig wie der Film selbst, und man musste alles selber recherchieren. Heute findet man alle Infos sofort im Internet.
Kauft von euch bloss Spike noch physische Medien?
Alex: Musik habe ich früher viel gesammelt. DVD und Blu-ray habe ich nur von Filmen, die ich mir immer wieder anschaue. Oft kaufe ich mir aber bloss eine digitale Kopie.
Bis der Anbieter die Lizenz löscht …
Spike: Wobei es auch keinen grösseren Stress gibt als eine kaputte Disc. Da raste ich echt aus!
Welches sind die besten Filme, die niemand kennt?
Alex: «Take Shelter» von Jeff Nichols ist fantastisch. Den kennt leider fast niemand.
Hill: Ich würde «The Room» von Tommy Wiseau ins Spiel bringen. (Allgemeines Aufschreien)
Spike: «Cecil B. Demented» von John Waters, der total abgefahrene, polarisierende Filme gemacht hat.
Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Podcast-Spass.
Alex: BRUGGGORE Double Fearture am 16. Dezember 2023 und das viertägige Festival im April 2024.
Hill: Didi Offensiv; Sportbar, Lesungen, Quizveranstaltungen etc. am Erasmusplatz in Basel.
Spike: Kulturhaus Palazzo in Liestal: Kino, Theater, Restaurant und Eventlokal direkt am Bahnhof.
Über Ciné Swiss:
Kino und Streaming «uf Schwizerdütsch».
Wöchentlich besprechen Alex, Spike und Hill in ihrem Studio52 die besten (und schlechtesten) Filme und Serien.
In verschiedenen Formaten wie Hausaufgaben, Lieblingsfilm mit Gast, überlangen Extravaganza-Folgen zu Filmreihen sowie jede Menge Specials zu Filmschaffenden führen die Drei mit viel Spass durch die Folgen, das Ganze zweimal in der Woche.