Disc: Martin Scorsese – World Cinema 1

von Michael Bohli • 10.08.2023

Label: Trigon-Film
4 Filme • 3 DVD + Booklet
Erscheinungstermin: 01.12.2021
Regionalcode: 0

Mit dem ersten DVD-Set zum World Cinema Project von Martin Scorsese wurden durch Trigon-Film hierzulande vier Meisterwerke der Filmgeschichte neu zugänglich gemacht. Wir stellen die Edition vor.

Film ist nicht Genre, Herkunftsland oder Stilmittel; Film ist Film. Deswegen setzt sich das von Martin Scorsese initiierte World Cinema Project dafür ein, Spielfilme aus aller Welt vor dem Vergessen zu bewahren. Neue Restaurierungen und die wichtige Einordnung in die Filmgeschichte, auch hierzulande darf man daran teilhaben.

Die Stiftung Trigon-Film aus Wettingen veröffentlicht in schön aufgemachten DVD-Sets Filme aus dem grossen Projekt und lädt zu Entdeckungsreisen in die Vergangenheit ein. Begleitet werden die Werke durch ein Booklet. Im ersten Set dreht sich alles ums Fliessen: Zeit, Leben und Wasser.

La Noire de… • Ousmane Sembène • Senegal, 1966

Der erste Spielfilm aus Afrika, der ohne Regie einer weissen Person gedreht wurde: «La Noire de…» ist ein feinfühliges und ruhiges Portrait einer Frau, die unter dem Kolonialismus leidet. Ousman Sembène zeigt den Arbeits- und Lebensalltag in ehrlichen Szenen, die Ausbeutung und Misshandlungen führen zum schrecklichen Ende.

Dank der Restauration des «World Cinema Project» ist der sehenswerte Film heute in bester Qualität erhältlich und als wichtiges Erbe in der Kulturgeschichte Senegals zugänglich. Zusätzlich ist auf der DVD der Kurzfilm «Borom Sarret» von Sembène enthalten, in dem das Gefälle zwischen den Bevölkerungsschichten Senegals anhand eines Taxifahrers untersucht wird.

Limite • Mário Peixoto • Brasilien, 1931

Mit seinem einzigen Film «Limite» drehte Mário Peixoto eine betörende Träumerei zwischen narrativem Stummfilm und Experiment. Lose wird eine Geschichte um drei Personen auf einem abgetriebenen Ruderboot erzählt, die Laufzeit aber von Natur- und Detailaufnahmen beherrscht.

Bedächtig und von schöner Musik begleitet, erlebt man Zeit und Dasein ausserhalb der gewohnten Chronologie. Das ist faszinierend, durch den unentschlossenen Mittelweg in der Form aber auch zäh.

A River Called Titas • Ritwik Kumar Ghatak • Indien, 1973

Je weniger Wasser den Fluss hinunterfliesst, desto grösser wird das Leiden der ländlichen Bevölkerung. «A River Called Titas» zeigt in epischer Grösse den Alltag und die Probleme von Menschen aus Bangladesch und Indien. Ritwik Kumar Ghatak umspannt mit seinem Werk mehrere Generationen, Familien und Dörfer – und vergisst nie den emotionalen Kern.

Die schwarzweissen Aufnahmen sind kontrastreich und wie oft im indischen Kino besonders die weiblichen Figuren packend. Eine Erzählung mit weitreichender Geste, deren Inhalt sehr gut zu den heutigen Klimaproblemen passt.

Alle Filme sind auch als Stream bei Filmingo zu sehen.