von Michael Bohli • 17.10.2024
Regie: Ray Yeung
Land: Hongkong
Jahr: 2024
Verleih: trigon-film
Als sanftes Drama inszeniert, zeigt Ray Yeung mit dem Film «All Shall Be Well» die Hürden für queere Menschen in heteronormativen Strukturen.
Sich in einen anderen Menschen zu verlieben ist schnell passiert. Dass diese Liebe im gesellschaftlichen System toleriert wird, ist hingegen nicht selbstverständlich. In Hongkong ist es gleichgeschlechtlichen Paaren nicht möglich zu heiraten und queere Beziehungen werden im Alltag unterdrückt.
Angie und Pat leben seit Jahren zusammen und haben sich unter den kritischen Augen der Verwandtschaft eine eigene Form der Zuneigung angeeignet. Sanfte Berührungen, Blicke und viel Empathie. Als Pat stirbt und Angie in der Wohnung zurückbleibt, wird alles anders. Pats Familie erbt deren Besitztümer und versteckt die wahren Absichten nicht mehr.
Vom harten Verlust und den ausgelösten Wellen erzählt das feinfühlige Drama «All Shall Be Well». Regisseur Ray Yeung hat einen ruhigen Film gedreht, der den Figuren Raum lässt und ohne klischierte Wendungen die emotionalen Situationen aufzeigt. Wir fühlen mit den Charakteren mit, die Wirkung der Aufnahmen geht direkt ins Herz.
Die Zwänge des heteronormativen Systems werden spürbar, der Alltag fühlt sich für Angie regelmässig wie ein Gefängnis an. Das unterstreicht die gelungene Kameraarbeit, wir bleiben stets nahe an den Figuren und alle Handlungen sind nachvollziehbar.
Alles soll gut werden, das teilt uns Yeung als Wunsch mit dem Titel «All Shall Be Well» mit, aber mit den vorherrschenden Zuständen ist das nicht möglich. Der Filmemacher liefert eine gefühlvolle Argumentation – sorgen wir gemeinsam für eine gerechte und inklusive Welt.