von Michael Bohli • 29.10.2024
Regie: Shiori Ito
Land: Japan
Jahr: 2024
Verleih: trigon-film
Die japanische Journalistin Shiori Ito versteckte sich nicht, sondern machte ihre Vergewaltigung publik. Der Dokumentarfilm «Black Box Diaries» fasst die Jahre des Kampfes zusammen.
Acht Jahre liegen zwischen der Vergewaltigung, die Shiori Ito erleben musste, und der Urteilsbestätigung durch das oberste Zivilgericht. Acht Jahre des Schmerzes und des Kampfes, die Ito in ihrem Dokumentarfilm «Black Box Daries» zusammengefasst hat.
Als eine der ersten Frauen in Japan hat Ito es gewagt, erlebte sexuelle Gewalt publik zu machen und die «Black Box» zu öffnen. Im patriarchal gesteuerten Land sorgte dieser Schritt für Aufsehen, Empörung und Kritik – besonders, weil Itos Vergewaltiger nicht nur ein bekannter Journalist ist, sondern Beziehungen zum damaligen Premierminister Abe unterhielt.
Shiori Itos Handlung war ein Stich ins Herz des veralteten Justizsystems, in die Mitte der ungerechten Gesellschaft. Wie zu erwarten war der Kampf ein zerstörerischer, voller Rückschläge und Konfrontationen mit dem Trauma. «Black Box Diaries» rekonstruiert anhand von Videos, Gesprächsaufnahmen und Notizen diesen Kraftakt.
Ito, welche als Regisseurin weiterhin die Kontrolle über ihre Geschichte behält, erweitert audiovisuell ihr Buch «Black Box» und erstellt eine Chronologie, die bis zu dem Abend im Jahr 2015 zurückreicht. Das Resultat ist ein beeindruckender Film, der erschüttert, emotional mitreisst und aufzeigt, wie schrecklich das Patriarchat ist.
«Black Box Diaries» ist ein Must-See, ein aufweckender Schrei in unserer Welt voller Ungerechtigkeit, ein Doku-Highlight in diesem Kinojahr.
Fakten zum Thema sexueller Gewalt an Frauen in der Schweiz findest im Buch «Hast du nein gesagt?».