Kino: City Of Wind

von Michael Bohli • 02.07.2024

Regie: Lkhagvadulam Purev-Ochir
Land: Mongolei
Jahr: 2023
Verleih: trigon-film

Die Jugend der Mongolei lebt zwischen Tradition und Moderne – das schildert Regisseurin Lkhagvadulam Purev-Ochir mit ihrem Coming Of Age-Debüt «City Of Wind» auf einfühlsame Weise.

Ze ist ein junger Schüler, der von einem angenehmen Leben im modernen Teil Ulaanbaatars träumt, abends ausgeht und in der Freizeit als Schamane tätig ist. Gemeinsam mit seiner Schwester besucht er Menschen, die Probleme haben und in ihrem Leben Kraft suchen. Als er auf Maralaa trifft und ihr vor einer Operation hilft, erwachen in ihm Gefühle und Sehnsüchte.

Die Jugend in der Mongolei lebt in unterschiedlichen Welten zugleich, dies schildert Lkhagvadulam Purev-Ochir mit ihrem ersten Langfilm «City Of Wind». Fernab von künstlichem Drama spielt die Geschichte des Coming Of Age-Films, alltägliche Szenen werden mit real wirkenden Emotionen dargeboten und wirken bereichernd.

Der Laiendarsteller Tergel Bold-Erdene spielt Ze mit einer gefühlvollen Intensität, die dessen innere Zerrissenheit zwischen Tradition, Moderne und Liebe spürbar macht und zugleich Einblicke in eine für uns unbekannte Gesellschaft bietet. Auch Schauspielerin Nomin-Erdene Ariunbyamba (Maralaa) sorgt für starke Momente und schafft einen Gegenpol zu Ze. Zusammen tanzen sie in Clubs, fantasieren von der Zukunft und erleben den Wandel in der Mongolei.

Begleitet werden die inneren Veränderungen der Figuren mit den gelungenen Bildern, welche Ulaanbaatar mit allen Gegensätzen erfasst und regelmässig bedächtige Momente ohne Dialoge liefern. Da Lkhagvadulam Purev-Ochir bei ihrem Drehbuch auf die üblichen Drama-Kniffe verzichtet hat und die spirituellen Aspekte des Lebens ohne Aufsehen in «City Of Wind» einbringt, ist das Resultat ein gefühlvoller und wärmender Film.

Im Gegensatz zu Produktionen wie «If Only I Could Hibernate» (Zoljargal Purevdash, 2023), versteift sich «City Of Wind» nie in der Darstellung der negativen Aspekte wie Alkoholismus oder Armut, sondern schafft ein wahrhaftig wirkendes Abbild der heutigen Jugend in der Mongolei. Die Sonne leuchtet, die Hoffnung keimt, der Tanz geht weiter.


Wir haben den Film am diesjährigen Bildrausch Filmfest in Basel gesehen.