von Michael Bohli • 22.03.2025
Regie: Thomas Haemmerli
Land: Schweiz
Jahr: 2024
Verleih: Xenix Filmdistribution GmbH
Ob bekannt oder nicht, mit seinem Dokumentarfilm «Die Hinterlassenschaft des Bruno Stefanini» bringt uns Thomas Haemmerli mit Fakten zur namensgebenden Person zum Staunen und Kopfschütteln.
Männer machen alles, um nicht in Therapie gehen zu müssen. Zum Beispiel ein Leben lang Material anhäufen, Liegenschaften aufkaufen und Menschen enttäuschen. Mit Messi-Zuständen kennt sich Thomas Haemmerli aus, sein filmisches Debüt «Sieben Mulden und eine Leiche» behandelte dem Umgang mit Hinterlassenschaften.
Für die dritte Dokumentation «Die Hinterlassenschaft des Bruno Stefanini» kehrt der Regisseur zum Thema zurück und entfernt sich von den autobiografischen Abhandlungen. In fast schwindelerregend vollen 90 Minuten zeigt der das Leben und Wirken des verstorbenen Bauunternehmers und Patriarchen Bruno Stefanini.
Die filmische Reise für nicht nur durch dessen Leben (Schulzeit, Familiengründung, egomanisches Alter), sondern durch Wohnungskauf und Verlotterung in Spreitenbach und Wettingen, über die Besichtigung rostender Panzer in einer Kiesgrube bis zur Verwaltung des Schloss Grandson und dem Hofieren von Michail Gorbatschow.
Bruno Stefanini war eine unzähmbare Person, die sich ohne Rücksicht auf andere Menschen und Verluste ein Imperium aufbaute und Ruhm in der Zukunft suchte. Das zeigt Haemmerli über weite Strecken als rasante Diashow mit Tonspuren und Musik, kurze Interviews mit bekannten Gesichtern schauen zeitlich zurück und der Off-Kommentar liefert flapsige Beobachtungen nahe der Satire.
Das macht den Film unterhaltsam und lässt die haarsträubenden Tätigkeiten von Stefanini noch unglaublicher erscheinen, zugleich verhindern die Stilmittel eine angebrachte Auseinandersetzung mit den rechtspolitischen, unterdrückerischen und patriarchalen Handlungen. Dass etwa Christoph Blocher mit einem Lächeln von seinen Begegnungen mit Stefanini erzählt, sagt bereits vieles über dessen Positionierung aus.
«Die Hinterlassenschaft des Bruno Stefanini» wirkt wie ein persönlicher Versuch von Thomas Haemmerli, ohne genügend Feingefühl und mit zu wenig klaren und direkten Aussagen. Dafür dürfen wir kurz mit Sounds von Casanora durch die Bunkerräume wandern.