von Michael Bohli • 11.10.2023
Regie: Michael Steiner
Land: Schweiz
Jahr: 2023
Verleih: Ascote Elite
Action im Zürcher Kreis vier! Der erste Schweizer Netflix-Film «Early Birds» lässt an der Langstrasse nicht nur die Korken knallen. Doch Regisseur Michael Steiner verliert sich komplett in Klischees.
Zum ersten Mal wurde in der Schweiz ein Film als Netflix-Produktion gedreht, mit dem bekannten Regisseur Michael Steiner («Grounding», «Wolkenbruch») als Verantwortlichem. Und was passiert? In der Langstrasse Zürich wird gefeiert und geballert. So weit, so bekannt; bei «Early Birds» driftet die Partylaune aber in eine mörderische Richtung und beweist, dass heimische Filme sehr wohl amerikanisch beeinflusste Vibes adaptieren können.
Rasante Aufnahmen nächtlicher Partyszenen, flotte Kamerabewegungen durch die Strassen und ein hoher Adrenalinpegel: Bei dieser actionreichen Geschichte bleibt keine Zeit für bedächtige Momente. Gemäss den Wunschvorgaben der Algorithmen-besessenen Chefetage von Netflix ist «Early Birds» ein Film mit hohem Tempo und wenig Charaktermomenten, dafür gibt’s laute Musik und wütende Polizisten.
Nilam Farooq und Silvana Synovia agieren als launiges Duo Annika und Caro in den Hauptrollen und werden durch einen Drogenhandel mit tödlichem Ausgang in eine Welt voller Gewalt hineingezogen. Verfolgt von Gangstern und dem korrupten Kommissar – von Anatole Taubman nahe an der Grenze zur Lächerlichkeit dargestellt – beginnt eine Hetzjagd mit unsicherem Ausgang.
Wenn das alles ausgelutscht klingt, trübt der Schein nicht: «Early Birds» ist eine in moderner Optik aufgekochte Suppe der Action- und Krimi-Klischees, die Michael Steiner ernst serviert. Sexistische Aussagen und Handlungen, hölzernes Spiel und eine holprige Struktur trüben das Vergnügen, das Drehbuch offenbart bei den Dialogen viele Schwächen.
Das wirkt wie eine Rückkehr zu den TV-Krimis der Nullerjahre, die eindimensionalen Figuren sprechen überholte Sätze und üben klischierte Handlungen aus. «Early Birds» wirkt unfreiwillig komisch, altbacken und die positiven Aspekte (Songs von Odd Beholder und Lola Boum, Optik, Synovia) rasen mit dem aufgemotzten Seat frontal in die Verglasung des nächsten Migrolino. Man könnte sagen, «It’s a Netflix».