von Selina Milena Urech • 06.03.2025
Regie: Petra Volpe
Land: Schweiz
Jahr: 2024
Verleih: Filmcoopi Zürich
Laut neusten Prognosen werden in der Schweiz bis 2030 rund 30’500 Pflegestellen nicht besetzt sein. Der Film «Heldin» zeichnet uns aus diesen gesichtslosen Zahlen die knallharte Realität des Personalmangels und den stetig wachsenden Druck auf unser Gesundheitssystem.
Der Film von der Aargauer Filmemacherin Petra Volpe stellt die Problematik von Personalmangel, Zeitdruck und Bürokratie auf eine sehr greifbare Weise dar und verliert sich dabei nicht in kompliziertem Fachjargon. Das ermöglicht es auch Zuschauenden, die nicht im Gesundheitswesen arbeiten, die Dringlichkeit des Themas nachzuvollziehen.
Als fiktionaler Dokumentarismus gelingt es der Regisseurin, eine einfühlsame und aufrüttelnde Darstellung des Alltags einer Pflegefachkraft zu schaffen. Besonders beeindruckend ist die Darstellung von Floria, gespielt von Leonie Benesch, die in einem hektischen Arbeitsumfeld in einem überlasteten Gesundheitssystem kämpft. Ihre Figur zeigt eindrucksvoll, wie viel physische, aber vor allem emotionale Belastung Pflegekräfte täglich erleben. Floria, die eben nicht «nur» als Fachkraft agiert, sondern auch als Mensch, vermittelt eindrucksvoll, welche Opfer dieser Beruf fordert. Dadurch wird auch die Komplexität des Berufs sichtbar, ohne sich in einfachen Lösungen oder Verallgemeinerungen zu verlieren.
«Heldin» fordert das Publikum nicht nur auf, die Problematik der überlasteten Pflegekräfte ernst zu nehmen und die strukturellen Defizite im Gesundheitssystem zu hinterfragen, sondern lädt auch zur Selbstreflexion ein. Besonders durch die – teilweise auch überspitzte – Darstellung von ignoranten und unhöflichen Patient:innen wird ein Spiegel vorgehalten.
Der Film konzentriert sich auf die Figur von Floria, wodurch die komplexeren, strukturellen und gesellschaftlichen Ursachen des Pflegenotstands weitgehend ausgeklammert bleiben. Dadurch verliert die Erzählung zwar etwas an Tiefe, um die kollektive Dimension des Problems vollständig zu erfassen. Gleichzeitig macht die Fokussierung auf ein einzelnes Spital und eine Pflegekraft das Thema jedoch greifbarer und emotionaler.
Deswegen ist der Film nicht nur ein politisches Statement, sondern auch eine Hommage an jede einzelne Pflegekraft und ihre oft unsichtbaren Held:innen-tätigkeiten. Es ist eben ein Film ganz im Stile von Petra Volpe: Die Filmemacherin, die bereits mit «Die göttliche Ordnung» für Aufsehen gesorgt hat, setzt mit «Heldin» erneut ein wichtiges gesellschaftliches Thema in den Mittelpunkt.