von Michael Bohli • 16.10.2023
Regie: Susanna Fanzun
Land: Schweiz
Jahr: 2023
Verleih: Vinca Film
Es war eine Familie voller kreativer Geister, die Kunstgeschichte geschrieben haben. Der Dokumentarfilm «I Giacometti» von Susanna Fanzun zeichnet das Leben der Sippschaft aus dem Bergell nach.
Den Namen Giacometti kennen wohl alle von euch, besonders das Wirken von Alberto ist weltweit bekannt. Seine Skulpturen und Bilder stehen in renommierten Museen, sein Alltag wurde mit diversen Spielfilmen nachgezeichnet. «I Giacometti» lässt uns an seinem Werdegang teilhaben, mit verändertem Fokus.
Susanna Fanzun interessiert sich in ihrer Dokumentation nicht nur für Alberto und seine Kunst, sondern die gesamte Giacometti-Familie – und wie alles von Vater Giovanni nach seinen Europareisen im Bergell begann. Mit seinen Gemälden, mit den vier Kindern, die er mit Annetta hatte.
Annetta war der Anker für die Geschwister, für Diego, Bruno und Ottilia, in schwierigen Zeiten und Momente des Schaffens. Archivaufnahmen, Interviews und Briefe mit Fotografien ermöglichen Einblicke in die damalige Zeit, in Kombination mit nachgespielten Szenen wird das Leben neu erweckt. Der ruhige Piano-Score von Hania Rani und die Naturaufnahmen verleihen dem Film eine angenehme Stimmung.
Schade ist allerdings, dass sich Fanzun trotz Vorsätzen zu stark auf Vater Giovanni und Sohn Alberto fokussiert. Die romantische Nachzeichnung drückt regelmässig durch, Rückschlage und Tiefpunkte werden meist ausgeklammert, und die weiblichen Familienmitglieder zu schnell abgehandelt. Das wirkt wie eine verpasste Chance, «I Giacometti» liefert weniger Erkenntnisse und Sichten, als ich es mir erhofft habe.
Die Filmmusik von Hania Rani könnt ihr bei Tidal und Spotify anhören.