von Michael Bohli • 24.10.2023
Regie: Margarethe von Trotta
Land: Deutschland • Schweiz • Österreich • Luxemburg
Jahr: 2023
Verleih: Filmcoopi
Margarethe von Trotta widmet sich im biografischen Spielfilm «Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste» der Liebesbeziehung zwischen Bachmann und Max Frisch – und deren verheerenden Folgen.
«Ingeborg Bachmann? Max Frisch.» Wenige Worte, ein Blick in die Augen und der folgende Händedruck – aus Anziehung und Faszination wird Liebe, aus Liebe wird eine intime Beziehung. Doch für die beiden Literaturgrössen bedeutete dies nicht bloss Erfüllung und Glück, sondern destruktive Zeiten und ein niederschmetterndes Ende.
Mit ihrem Film «Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste» erzählt Margarethe von Trotta von diesen Tagen und den Nachwehen, welche die österreichische Schriftstellerin Bachmann während vielen Jahren begleiteten. Eine biografische Geschichte, welche uns in die Mitte des 20. Jahrhunderts transportiert und mehrere Erzählebenen mischt.
Wie bei ihrem Frühwerk «Rosa Luxemburg» zeigt von Trotta die Zeit der Leidenschaft und der Wut nicht chronologisch, sondern reiht die Szenen aus unterschiedlichen Jahren thematisch zu einer Kette. Das wirkt zu Beginn zusammengewürfelt und benötigt besonders ohne Vorwissen zur Person Ingeborg Bachmann Zeit, hat aber durch die Ebene der Wüstenreise einen besonderen Reiz.
Die Person Bachmann bleibt enigmatisch, ihre persönliche Lebensweise, ihr Verlangen und ihre Selbstermächtigung werden spürbar – wenn auch nur wenig. Vicky Krieps spielt in der Hauptrolle grossartig, das Drehbuch verhindert Erkenntnisse. Immerhin zeigt der Film Frisch als misogynen, patriarchalen Mann (von Ronald Zehrfeld gut gespielt) und lässt uns an diverse Orte reisen, es fehlt aber in jeder Szene an Dichte.
Dass die Aufnahmen in der Post-Produktion mit Filter und Nachzeichnung verunstaltet wurden, hilft ebenfalls nicht und das Resultat ist eine halbgare Sache, die das Potential nie ausschöpft. Positiv ist, Krieps und Luna Wedler zusammen in einem Film von Margarethe von Trotta erleben zu dürfen.
Weiteres zu Perspektive und der weiblichen Sicht im Film lest ihr bei «Unsichtbares und Ungesagtes».